Die entlegenste, bewohnte Insel der Welt. Mit der BREMEN nach Tristan da Cunha

Wovon leben die Menschen auf dieser einsamen Vulkaninsel? Wo kaufen sie ein? Und würden sie die Insel verlassen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten? Dr. Diedrich Fritzsche, Diplomphysiker am Alfred-Wegener-Institut, berichtet von einem besonderen Ort.

Datum: 14.01.2020
Tags: #msbremen

Von Kapstadt nach Ushuaia mit MS BREMEN – da liegt viel Wasser dazwischen. Aber auf halbem Wege nähern wir uns einer einsam aus dem Meer aufragenden Vulkan-Insel: Tristan da Cunha. Entdeckt vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha im März 1506, der sie nach sich selbst benannte, würde sie sicher eine von vielen vergessenen Ozeaninseln sein, wäre sie nicht die Heimat von 230 „echten“ Tristanern und 25 zeitweiligen Gästen geworden (Stand 7. Dezember 2019). Sie rühmen sich, die Bewohner der abgelegensten Insel der Welt zu sein.

Der Name der einzigen Siedlung erinnert an Prince Alfred

Doch wird uns die Anlandung gelingen? Die See zeigt Schaumkronen. Im Windschatten der BREMEN aber kommen die Zodiacs einigermaßen zur Ruhe und bringen uns im einzigen Hafen an Land. Seit 1869, nach dem Besuch des Prince Alfred (Duke of Edinburgh), Sohn von Queen Victoria, heißt die Siedlung „Edinburgh of the Seven Seas“. Wir werden von Dawn Repetto, der Chefin des Touristenzentrums, freundlich begrüßt. Hierher kommt man nur mit dem Schiff, denn einen Flugplatz gibt es nicht. Die Seereise dauert etwa 5 Tage. Je nach dem ob man – wie wir – von Kapstadt anreist oder von der nächsten bewohnten Insel, St. Helena. Letztere ist 1343 Meilen entfernt, das sind 2163 Kilometer. Auf St. Helena hat der Gouverneur des britischen Überseegebiets „St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha“ seinen Sitz. 

Aber wovon leben die Menschen hier? Bis 1942 war Geld auf der Insel unbekannt. Es gab Kartoffeln aus eigenem Anbau und Fisch, dreimal täglich. Auch heute noch spielt die Eigenversorgung für die Tristaner eine wesentliche Rolle. Kartoffeln wachsen auf den „patches“ gut und das Meer bietet reichlich Fisch. Berühmt ist die Insel für eine sehr delikate Langustenart, die nur hier vorkommt, und die in Gourmet-Restaurants in aller Welt exportiert wird. Tiefgekühlt, versteht sich, denn ein Schiff kommt bestenfalls einmal im Monat nach Tristan da Cunha. 

Fisch und Langusten bieten den Insulanern ein Einkommen, so dass sie im Supermarkt einkaufen und in Kapstadt Dinge bestellen können, die es auf der Insel nicht gibt. Daneben hält man Kühe, Schafe, Hühner und fährt gelegentlich zur Nachbarinsel Nightingale, um sich mit Eiern aus den Nestern der Seevögel zu versorgen. Die Weidefläche ist begrenzt, weshalb pro Familie nur die Haltung von 2 Kühen gestattet ist. Es gibt sogar ein auf Tristan gebrautes Bier!

Die erste Briefmarke hatten den Wert von vier Kartoffeln

Das Budget der Insel wird durch den Verkauf eigener Briefmarken aufgebessert. Die Poststelle ist bei unserer Ankunft mit 4 Damen besetzt. Viele Briefe und Karten werden abgeschickt, denn Post von dieser entlegenen Insel zu erhalten, ist bei Sammlern sehr begehrt. Übrigens, die erste Briefmarke von Tristan erschien 1946 und hatte einen lokalen Wert von 4 Kartoffeln.

1961 brach der Vulkan aus. Kein Mensch kam zu Schaden, denn alle Einwohner wurden evakuiert und nach Großbritannien gebracht, wo sie eine ganz unbekannte Zivilisation entdeckten. Als der Berg wieder ruhig geworden war, kehrten aber nahezu alle Bewohner wieder zurück in ihre entlegene Heimat. Zurück an einen Ort ohne Kriminalität, an dem jede Haustür unverschlossen bleibt.


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Dr. Diedrich Fritzsche war bis 2019 Diplomphysiker am Alfred-Wegener-Institut im Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Forschungsstelle Potsdam. Seine Spezialgebiete: Eiskernbohrungen und Bohrkernanalyse, die Geschichte der Erforschung von Arktis und Antarktis.

 

Fotos: Dr. Diedrich Fritzsche, Björn Gerhards 

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