OCEAN SUN Festival 2023. Rückblick auf eine einzigartige Konzert-Reise mit der EUROPA

Seit 2007 ist das renommierte OCEAN SUN Festival fester Bestandteil der Klassik-Saison. In diesem Jahr führte die Konzert-Reise der EUROPA von Hamburg nach Travemünde. Dabei sorgten große Stars für viel Begeisterung. Organisiert wurde das Festival von Susanna Kitzl, Artistic Director bei Hapag-Lloyd Cruises. Durch das Programm führte der Musikwissenschaftler und Journalist Wilhelm Sinkovicz. Im Interview blicken beide zurück.

Datum: 02.08.2023
Tags: #mseuropa #europa #oceansunfestival

Lieber Wilhelm Sinkovicz, Sie haben die EUROPA-Reise von Hamburg zu den schönsten Städten der Ostsee begleitet. Was hat Sie am diesjährigen OCEAN SUN Festival besonders begeistert?

Wilhelm Sinkovicz: Irgendwie war alles ein Highlight! Vor allem hat mich die Dramaturgie beeindruckt. Zum Einstieg spielt mit Jan Lisiecki ein Weltstar, der kurz davor noch ein Konzert in der ausverkauften Elbphilharmonie gegeben hat. Es war grandios! Beim nächsten Abend in der EUROPA Lounge bezaubert das CHAARTS-Ensemble mit perfekt gemachten Arrangements. Drei Tage später stehen die Musiker wieder auf der Bühne, diesmal in Begleitung einer jungen, vielen sicherlich noch unbekannten Sopranistin, die absolut mitreißend drei Arien singt. Im Publikum hatten wir das Gefühl, einem besonderen Moment beizuwohnen. Von Shira Patchornik werden wir noch viel hören. Und dann dieses famose Landkonzert in Helsinki mit Niklas und Nils Liepe, dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Patrick Hahn – die Gäste sind danach vor lauter Glück aus dem Saal geschwebt. 

Was macht die Magie des OCEAN SUN Festivals aus? 

Die Intimität, die Nähe zu den Künstlern, die ist schlicht einzigartig. Wo erleben Sie das schon, dass Sie am Morgen nach einem fantastischen Konzert die Musiker beim Frühstück treffen. Und an Bord ist es richtiggehend spürbar, wie wir alle während einer Reise zusammen wachsen.

Sie sind Musikwissenschaftler und als Journalist Redakteur und Musikkritiker bei der Tageszeitung Die Presse. Welche Aufgabe haben Sie beim OCEAN SUN Festival?

2007 war ich auf der EUROPA, um über ein neues Musik-Event zu berichten – das OCEAN SUN Festival. Damals sang der Tenor Michael Schade, den ich seit Beginn seiner Karriere kannte. Wir waren überrascht und erfreut, uns an Bord zu begegnen. Später bat er mich, dem Publikum ein paar einleitende Worte zu seinem Programm zu sagen. Seither bin ich als Experte und Vermittler dabei. 

Sie kennen die klassische Musikszene, Sie kennen viele Festivals. Was unterscheidet das OCEAN SUN Festival von anderen?

Mit meiner langjährigen Expertise kann ich ganz klar sagen, warum das Festival an Bord der EUROPA so einzigartig ist. Es sind zwei Faktoren: die Unabdingbarkeit äußerster Qualität und Susanna Kitzl. 

Das müssen Sie uns erklären.

Der Qualitätsanspruch ist ja spürbar, sobald man die EUROPA betritt – die Atmosphäre, der Service, das Essen. Und das gilt auch für das Programm an Bord. Susanna Kitzl, die ich augenzwinkernd „unsere Festspielintendantin“ nenne, hat einfach ein unglaubliches Gespür bei ihrer Auswahl der Künstlerinnen und Künstler. Immer wieder präsentiert sie große oder überraschende Namen. Und auch die Dramaturgie der Reise stimmt. Das ist gar nicht so einfach. Wir wollen ja an Bord allen Gästen Unterhaltung auf höchstem Niveau bieten, sowohl denen, die explizit eine Festival-Reise gebucht haben, als auch denen, die nicht so leidenschaftlich in Konzerte gehen. Das gelingt immer.

Blicken wir auf das nächste Jahr. Worauf dürfen sich die Gäste freuen, wenn die EUROPA aufbricht von Stockholm nach Hamburg – zu OCEAN SUN 2024?

Es wird eine kürzere Reise sein. Es wird wohl eher vier, maximal fünf Termine geben. Susanna Kitzl hat aber schon eine Andeutung gemacht, wer ihr Star sein soll. Wenn das klappt, wird das eine Sensation! Ich freue mich jedenfalls schon sehr.



Liebe Susanna Kitzl, dürfen wir Ihnen eine Frage stellen, die sonst nur Sportlerinnen und Sportler zu hören bekommen: Wie haben Sie sich gefühlt, als die EUROPA anlegte und das OCEAN SUN Festival 2023 endete?

Susanna Kitzl: Glücklich und erschöpft. Aber beseelt. 

In diesem Jahr ist es Ihnen wieder gelungen, herausragende Künstler zu gewinnen. Welches Feedback haben Sie von den Gästen erhalten?

Das ist das Tolle an unserem Schiff, weil ich die Gäste ja auch begrüße und täglich mit ihnen im Kontakt bin, bekomme ich unmittelbares Feedback. Es hat viel Lob gegeben für die Abwechslung und das Repertoire. Das war sehr schön. In diesem Jahr hat aber auch wirklich alles perfekt gepasst. Es war eine wunderbar harmonische Reise. Wir hatten große Stars an Bord und ein fantastisches Landkonzert. Zudem hat die Route gut zum musikalischen Programm gepasst. Die Gäste waren schlicht glücklich.

Was meinen Sie damit, „die Route passte zur Musik“?

Selbstverständlich orientiere ich mich bei der Wahl der Künstler auch an den Häfen, die die EUROPA anläuft. Zum Beispiel würden wir auf einer Skandinavienroute keine Spanische Gitarre präsentieren. Aber Danzig und Chopin passen, die Goldberg Variationen und Helsinki auch.

Das OCEAN SUN Festival ist ein integraler Bestandteil im Kalender der Festival Saison der klassischen Musik. Wie gestalten sich die Vorbereitungen?

Ganz zu Anfang sitze ich vor einem weißten Blatt Papier. Die einzigen Parameter, die feststehen, sind die Route und die Häfen, die das Schiff anläuft. Dann beginnt die Arbeit: Welche Musik könnte passen? Welche Musikerinnen und Musiker dieses Genres sind aktuell angesagt? Welche passen zur Reise? Wie gelingt es uns, eine schöne Abwechslung zu schaffen? Das betrifft sowohl die Auswahl der Musiker, als auch die Instrumente. Dass wir – ich sage es jetzt mal so verkürzt – eine Violine an Bord haben, Bläser, Pianisten, Sopran, Harfe, ein Kammerorchester. 

Welche Herausforderungen hält dabei die Route für Sie bereit?

Zum Beispiel: Wo findet das Landkonzert statt? Welcher Hafen hat bis 24 Uhr geöffnet? Wo gibt es die nötige Infrastruktur? So hatte ich mich in den Saal der Universität von Helsinki verliebt. Doch der ist gar kein Konzertsaal, da werden normalerweise Doktoranden geehrt. Wir mussten also alles organisieren – sogar den Flügel. Dabei geht man immer auch ein Wagnis ein. Und der Abend davor bleibt eine schlaflose Nacht. 

Nach den intensiven Vorbereitungen waren Sie sicherlich auch an Bord noch stark eingebunden. Gab es dennoch Momente, an die Sie sich noch lange erinnern werden?

Es sind gar nicht die Momente. Es sind eher die Begegnungen. Mit diesen herausragenden Musikern, den Gästen, den Kolleginnen und Kollegen an Bord – das ist für mich das Schönste. 

Die Reise im nächsten Jahr wird von Stockholm nach Hamburg führen. Worauf freuen Sie sich jetzt schon?

Vor allem wird die nächste Reise anders, weil kürzer. Und deshalb knackiger, komprimierter. Ich habe auch schon eine Idee. Es hängt aber alles von einer Künstlerin ab. Und dazu kann ich noch nichts verraten. 

Das OCEAN SUN Festival 2024

Seit 16 Jahren präsentiert sich die EUROPA als Spielort für hochkarätigen Kammermusik-Genuss. Auch im nächsten Jahr wird es ein OCEAN SUN Festival an Bord geben. Die Reise beginnt mit einem ausgiebigen Aufenthalt in Stockholm in Schweden, führt durch die Schären, nach Tallin, Visby und Kalmar, Danzig und Kopenhagen. Und endet nach einer Tagespassage durch den Nord-Ostsee-Kanal in Hamburg, unterhalb der ikonischen Elbphilharmonie. Mehr dazu auf unserer Website.

Fotos: Vitalii Panok, Susanne Baade, Archiv, Interview: Dirk Lehmann

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