„Mich reizt die Herausforderung.“ Mit Unterstützung von Hapag-Lloyd Cruises wandert Kerstin Schley zum Südpol

"The Last Degree" heißt die Expedition vom 89. Breitengrad zum Südpol. Unterstützt von Hapag-Lloyd Cruises begibt sich Kerstin Schley auf dieses besondere Abenteuer. Die Pilotin, die oft auch als Antarktis-Expertin an Bord unserer Expeditionsschiffe ist, wird später auf der HANSEATIC nature darüber berichten. Im Interview spricht sie über ihre Ziele, die Herausforderungen und über ihren Respekt vor der Kälte. Aktuell herrschen am Südpol Temperaturen von -45 bis -30 Grad.

Datum: 30.11.2022
Tags: #hanseaticnature #antarktis

Liebe Kerstin Schley, am 1. Dezember starten Sie auf eine besondere Expedition – vom 89. Breitengrad zum Südpol, 111 Kilometer durch die Antarktis. Was treibt Sie an?

Kerstin Schley: Seit vielen Jahren begeistern mich die Tagebücher der großen Polarabenteurer – Amundsen, Scott, Shackleton, Nansen und andere. Deshalb habe ich „Arctic and Northern Studies“ studiert und mich auf die Polargeschichte spezialisiert. Und irgendwann habe ich es selbst ausprobiert, einen Schlitten hinter mir hergezogen, in der Kälte gelebt, und es hat mich tatsächlich begeistert. Als ich dann von der Expedition „Last Degree“ hörte, beschloss ich, daran teilzunehmen. Mich reizt die Herausforderung: für ein Ziel zu trainieren, an körperliche und mentale Grenzen zu stoßen. Der Südpol übt eine große Faszination auf mich aus, er ist einer der abgelegensten Orte der Welt. Und an der Stelle, von der aus es nur noch gen Norden geht, da steht eine Kugel. Diese Kugel möchte ich gerne umarmen. 

Kälte, Wind, Gletscherspalten – welche Herausforderungen müssen Sie überwinden?

Meine größte Sorge ist die Kälte. Im Moment herrschen am Südpol Temperaturen von -45 bis -30 Grad Celsius. Ich hoffe, es wird noch ein wenig wärmer. Trainiert haben wir bei -20 Grad. In Alaska erlebte ich sogar Temperaturen um -40 Grad, allerdings gab es danach in einer beheizten Stube eine warme Dusche und einen heißen Tee. Die Kälte wird für mich die größte Herausforderung. Auch wenn wir in einer kleinen Gruppe gehen, spielt auch die Einsamkeit eine Rolle. Wir werden täglich circa acht bis neun Stunden auf den Langlaufski stehen, nur auf den Schlitten vor uns schauen und in das einsame Weiß um uns herum. Pro Stunde machen wir dann zehn Minuten Pause. Zeit, etwas zu essen, zu trinken und auf die Toilette zu gehen. Acht Stunden, in denen man auf sich alleine gestellt ist und mit seinen Gedanken klar kommen muss. Da es keinen Strom gibt, Solarpanels eventuell nicht genug Energie liefern, ist es auch schwierig, Musik oder Podcasts zu hören. Die Bedingungen werden einzigartig sein.

Wie kann man sich auf so ein Abenteuer vorbereiten? 

Wie meine großen Vorbilder – Amundsen, Shackleton und Nansen – habe ich im norwegischen Finse trainiert. In unserem Trainings-Camp gab es Unterricht mit viel Hintergrundinformationen und Praxis, so übten wir Skifahren, lernten schnell ein Zelt aufzubauen und darin den Kocher zu benutzen, ohne das Zelt abzufackeln. Wir haben auch eine sechstägige Mini-Expedition unternommen, bei der wir 95 Kilometer zurück legten und in Zelten übernachteten. Später nahm ich an einer Durchquerung der Hardangervidda teil, das ist eine gewaltige Hochebene in Norwegen. Wir waren auf Skiern unterwegs, jeder einen Schlitten ziehend, und legten in sechs Tagen 120 Kilometer zurück. Neben diesen arktischen Trainings ging es vor allem um die Verbesserung der Ausdauer. Ich absolvierte einen Triathlon, unternahm einige Trekking-Touren und habe viel Zeit in das ultimative Schlitten-Training investiert: Autoreifen ziehen. Die Blicke und manche Kommentare der Passanten, wenn man mit zwei Reifen im Schlepp vorbeiläuft, sind einmalig.

Einst war die Durchquerung der Antarktis auch ein lebensgefährliches Abenteuer. Was ist heute anders?

Damals wussten die Männer schlicht nicht, was sie erwarten würde. Und leider sind nicht alle zurückgekommen. Heute kennen wir die Route schon vorher, sind besser ausgestattet, und wir haben eine ungefähre Vorstellung, was uns erwartet.


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Sie suchen nicht nur den Kick. Sie wollen Jüngeren – vor allem Jugendlichen – auch eine Welt vermitteln. Was sind Ihre Pläne? 

Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig die Menschen über die Polargebiete wissen. Wie oft sagen mir Leute: „Südpol – pass auf die Eisbären auf!“ Nach meiner Rückkehr möchte ich in Schulen gehen und Kindern die Polarregionen näher bringen. Ich möchte erklären, dass die Arktis eine indigene Bevölkerung hat, dass dort die Grenzen von acht Staaten verlaufen, und dass es da Eisbären gibt. Die Antarktis hat keine Ureinwohner, hier leben nur Forscher, politische Entscheidungen werden durch den Antarktis-Vertrag geregelt, und es gibt Pinguine. Ich möchte aber auch erzählen, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man an sich glaubt. So hätte ich mir nie erträumen lassen, jemals an so einer Expedition teilzunehmen. Und ich möchte von der Schönheit der Antarktis berichten.

Warum ist Hapag-Lloyd Cruises für Ihr Vorhaben ein guter Partner? 

Ich fühle mich dem Unternehmen schon lange verbunden. Für einen meiner ersten Urlaubsflüge ging ich als Kind an Bord einer Hapag-Lloyd Maschine. Als Pilotin fliege ich eine Boeing 737-800/Max, mein erster Arbeitsvertrag wurde mit der Airline Hapag Lloyd geschlossen, die später in TUIfly umbenannt wurde. Und für das Studium der „Arctic and Northern Studies“ meldete ich mich auch an, weil ich unbedingt auf einem der Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises als Lektorin arbeiten wollte. Als ich dann den ersten Einsatz in der Antarktis hatte, die vertrauten Hapag-Lloyd Cruises-Farben sah, das Logo, da hat sich für mich ein Kreis geschlossen.

Sie werden nach Ihrem Abenteuer als Expertin an Bord berichten. Was dürfen unsere Gäste erwarten?

Im Freundeskreis überraschen mich immer wieder die Vorstellungen über so eine Expedition. Ich wurde etwa gefragt, warum wir keinen Stromgenerator auf einem der Schlitten mitziehen, warum es keine Begleiter gibt, die die Zelte aufbauen und das Essen zubereiten? Es geht also um die Organisation und Durchführung so einer Expedition. Aber auch um viele Details, die erzählenswert sind: Kennen Sie etwa den „arktischen Rock“? Er schützt die Oberschenkel gegen den extremen Wind. Oder wussten Sie, dass die Sonne hier nie unter geht, sondern 24 Stunden rund um den Südpol tanzt? Oder haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Kalorien mehr man verbraucht in eisiger Kälte? Es wird also viel zu erzählen geben.

Wie ist aktuell der Stand der Vorbereitungen?

Ich muss nur noch den Koffer packen. Dafür hat die Expeditionsleitung uns Teilnehmern eine Checkliste geschickt. Wenn man etwas vergisst, könnte es das Ende der Expedition bedeuten. Um die Fitness zu halten, gehe ich ab und an noch schwimmen oder ziehe meine Autoreifen. Nachts schlafe ich in einem Höhenzelt, um mich auf die dünne Luft am Südpol vorzubereiten, der auf 3.000 Metern Höhe liegt. Und wenn ich zu Hause auf die Toilette gehe, ziehe ich meine Handschuhe an, um die umständlichen Handgriffe zu üben. Als Pilotin will ich maximal vorbereitet sein.

Wann hören wir wieder von Ihnen?

Ich fliege am 1. Dezember nach Punta Arenas im Süden von Chile. Dort treffe ich auf meine Gruppe, am 7. Dezember fliegen wir in unser Antarktis-Camp, wo wir uns akklimatisieren. Zwei Tage später startet unsere Expedition "The Last Degree". Wenn alles klappt – und das Wetter mitspielt –, bin ich am 20. Dezember zurück in der Zivilisation.

Fotos: Archiv, Interview: Dirk Lehmann

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