„Diese Reise wird auch ein besonderes Finale für mich.“ Jan Lisiecki spielt beim OCEAN SUN Festival an Bord der EUROPA

Das OCEAN SUN Festival ist ein fester Bestandteil der Klassik-Saison. In diesem Jahr wird die EUROPA auf ihrer Reise von Hamburg nach Travemünde zum Konzerthaus auf See. An Bord begeistern Größen der Klassik, zum Beispiel der 28-jährige Pianist Jan Lisiecki. Wir trafen den Ausnahmekünstler zu einem exklusiven Interview an Bord. Und er bereitet uns auf einen emotionalen Moment vor.

Datum: 27.06.2023
Tags: #mseuropa #europa #oceansunfestival

Er begann mit dem Klavierspiel als fünfjähriges Kind, sein erstes Konzert auf großer Bühne spielte er noch vor seinem 10. Geburtstag, bereits als Jugendlicher begeisterte er internationale Kritiker. Der Kanadier Jan Lisiecki gilt als einer der Klassik-Superstars unserer Zeit. Als Artist in Residence der Hamburger Elbphilharmonie hat er bereits 20 Konzerte gespielt in dem ikonographischen Konzerthaus. Auch an Bord der EUROPA ist er bereits aufgetreten. Im Rahmen des OCEAN SUN Festivals spielt er sein Rezitalprogramm „Poems of the Night" (Gedichte der Nacht). Es verbindet Chopins verwunschene Nocturnes mit den technisch anspruchsvollen Etüden zu einer zutiefst persönlichen Interpretationen der schönsten und beliebtesten Stücke für Klavier.

Über sein Programm schreibt Jan Lisiecki, dass es einer Sammlung an Gedichten gleiche: Jedes hat einen unterschiedlichen Stil, und jedes erzählt eine eigene Geschichte. „Sie weisen all das auf, was ich an Chopins Musik so schätze – seine wunderbaren Melodien, die originellen Ideen, und vor allem die charakteristische Schlichtheit und raffinierte Eleganz, die bei ihm so mühelos Hand in Hand gehen. Chopin und das Klavier sind eins, und dies zeigt sich eindrucksvoll an seiner Art, die gesamte Bandbreite der klanglichen Möglichkeiten seines Instrumentes auszuschöpfen.“

Auch Jan Lisiecki verbindet eine tiefe Liebe zu diesem Instrument. Wir trafen den Künstler vor seinem Konzert im Belvedere der, der Lounge mit Panoramablick auf der EUROPA. Er hatte zuvor drei Konzerte in der ausverkauften Elbphilharmonie gegeben. Ein junger Mann, voller Tatkraft und Vorfreude auf die anstehende Reise. Denn der Pianist liebt auch das Reisen.

Lieber Jan Lisiecki, Sie spielen mehr als 100 Konzerte jährlich, Sie sind etwa 300 Tage im Jahr unterwegs. Welcher Ort hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Jan Lisiecki: Als Künstler schätze ich jeden Ort, an dem ich spiele. Denn ich liebe die Energie, die bei einem Konzert zwischen dem Publikum und mir entsteht. Mein Lieblings-Ort ist immer also der, an dem ich gerade bin, mein Lieblings-Komponist ist immer der, dessen Stücke ich gerade spiele. 

Das OCEAN SUN Festival an Bord der EUROPA ist eine Besonderheit der Festival-Saison. Macht es für Sie einen Unterschied, ob 2.000 Menschen im Publikum sitzen – oder knapp 400?

Eigentlich ist es für mich gleich, ob ich in der Carnegie Hall spiele oder in der Elbphilharmonie. Ich gebe immer alles. Es ist dieselbe Intensität, dasselbe Streben nach Perfektion, dieselbe Hingabe. Und es ist immer eine beeindruckende Energie, die dabei entsteht. In einer großen Konzerthalle besteht allerdings eine größere räumliche Distanz zwischen dem Publikum und mir. Das macht es so besonders, in einer eher intimen Atmosphäre zu spielen. Während einer Reise mit der EUROPA kommt noch hinzu, dass wir alle mehr oder minder das gleiche erleben, den gleichen Tagesablauf haben, dass wir uns immer wieder an Bord begegnen. Dadurch entsteht eine noch intensivere Energie.

Seit wann „wissen“ Sie, dass es diese Energie ist, die Sie antreibt?

Als ich noch jung war, habe ich mich für verschiedene Dinge interessiert: Skifahren, Schwimmen, Mathematik. Aber die Musik hat mich auf besondere Weise gepackt. Hier gibt es kein richtig oder falsch, kein schneller sein müssen als andere, keine Competition, keine perfekte Lösung. Klar, es ist wichtig, gut spielen zu können. Aber was wirklich zählt ist, wie man spielt. Und das hat mich von Anfang an in den Bann gezogen.


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Hätten Sie auch ein Pop-Musiker werden können?

Ich liebe es, mich intensiv mit einer Sache zu befassen: Noten, Harmonielehre, das Instrument. Und ich liebe es, zu interpretieren. In der klassischen Musik nimmt der Künstler eine einzigartige Position ein. Er ist weder der Komponist, noch der Rezipient. Er ist das Medium. 

Wenn die EUROPA auf ihrer Reise anlässlich des OCEAN SUN Festivals aufbricht in die Ostsee, worauf freuen Sie sich?

Auf zwei Momente: Erstens war ich noch nie in Gotland. Und zweitens ist es für mich besonders, Danzig vom Wasser aus zu erleben. Meine Eltern stammen aus Polen, ich habe dem Land einzigartige Stationen meiner Karriere zu verdanken.

Ihre Karriere begann sehr jung, als Fünfjähriger lernten Sie das Klavierspiel, als Neunjähriger das erste Konzert mit Orchester, als 13-jähriger erste Klavierkonzerte mit Werken von Chopin unter Begleitung der Sinfonia Varsovia. Wie war es für Sie, als „Wunderkind“ bezeichnet zu werden?

Wir stecken Menschen gern in Schubladen: Der ist so oder so, alt oder jung. Ich habe mich nie daran beteiligt, sondern mich auf meine Musik konzentriert und darin meine Erfüllung gefunden. Meine Eltern scherzen manchmal, dass ich vor allem so gut Klavier spiele, weil ich das Reisen liebe. Und ich weiß tatsächlich nicht, ob ich mich für die Musik entschieden hätte, würde ich dafür immer an einem Ort sein müssen. 

„Ich habe großen Respekt vor dem Meer“

 

Die See hat viele Komponisten inspiriert. Welchen Einfluss hat das Meer auf Sie?

Ich habe großen Respekt vor dem Meer. Es ist sehr beeindruckend. Eine frühere Konzertreise mit der EUROPA führte mich über den Pazifik. Wir hatten mehrere Seetage, begegneten keinem anderen Schiff. Da war nur die Weite des Meeres, hin und wieder kam ein Vogel vorbei. Was für eine einzigartige und zutiefst inspirierende Erfahrung. Dabei entsteht eine enorme Ruhe. Und man geht anders auf die Bühne. Als Musiker ist es ja unsere Aufgabe, die Schönheit der Kunst in die Welt zu tragen.

Wie sieht er aus – ein gewöhnlicher Tag im Leben eines außergewöhnlichen Pianisten?

Erst einmal gibt es keine gewöhnlichen Tage, jeder ist anders. Doch normalerweise stehe ich früh auf, gern um 6:30 Uhr. Dann übe ich zwei Stunden. Denn am Morgen herrscht noch Ruhe – auch in meinem Kopf. Dann kümmere ich mich um Termine, Anfragen, Reisevorbereitungen und Social Media. Am Abend beginnen dann an vielen Tagen im Jahr die Vorbereitung auf das Konzert.

Worauf dürfen sich die Gäste an Bord freuen?

Die Nocturnes von Chopin sind wirklich cool, ich nenne sie gern kleine „Gedichte“. Ruhig, emotional, aber auch aufwühlend und herausfordernd. Ich spiele die Nocturnes, wenn das Schiff Gdansk verlässt. Es ist der perfekte Abend für diese Musik. Und es wird ein Abschied. Nach etwa 40 Aufführungen spiele ich dieses Programm an Bord der EUROPA zum letzten Mal. Es ist ein Finale und somit auch ein sehr emotionaler Abend für mich.

Fotos: Susanne Baade, Vitali Panok, Interview: Dirk Lehmann

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