Rendezvous in Spitzbergen: MS BREMEN und MS HANSEATIC in Møllerhavn
Rendezvous in Spitzbergen: MS BREMEN und MS HANSEATIC begegnen sich an einem strahlend-kühlen Sommertag in Møllerhavn. Vor dem „Lloyd Hotel“ kommt es zum Schwesterntreffen – und zu einem Grill-Fest in der Arktis
von Nadine Armbrust und Matthias Mayer
Rendezvous in Spitzbergen: Das Fest wird einen halben Tag dauern, und es beginnt um 16.30 Uhr. Die HANSEATIC läuft in den Möllerfjord ein, Biertische und -bänke werden an Land gebracht. Dann begibt sich das Schiff auf eine Panoramafahrt in die nahe Fjordwelt. Die BREMEN lässt gegen 17 Uhr den Anker fallen. Gäste, Lebensmittel und Getränke werden an Land gebracht. Man postiert die Eisbärenwächter in den Hügeln. Mit Gewehren ausgestattete Guides, sie haben die Aufgabe zu warnen und in die Luft zu schießen, falls sich ein Eisbär nähert. Doch weit und breit ist nichts zu sehen. Kurz nach 19 Uhr ankert auch die HANSEATIC – und man beginnt in Møllerhavn zu feiern.
Es passiert gar nicht so oft, dass sich die Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises auf ihren Reisen begegnen. Die Welt ist weit, und es gibt nur vier Kreuzfahrtschiffe mit der blauen Doppelkralle auf orangefarbenem Grund. Wenn es aber mal so weit kommt, dann wird ein Fest daraus. Man stellt die Flaggen der Schiffe auf, serviert allerlei Getränke, über dem Lagerfeuer werden die passenden Genüsse für einen solchen Ort warm gehalten – deftige Suppen und Eintöpfe. Es herrscht zwar Sommer in der Arktis, doch selbst an einem überwiegend sonnigen Tag wie diesem wird es kaum wärmer als sieben bis acht Grad.
Für die Crew-Mitglieder ist ein solches Treffen ein besonderes Fest. Viele kennen sich, haben schon so manche gemeinsame Stunde an Bord verbracht. Vor allem aber zeigt sich in der Abgeschiedenheit Spitzbergens wie ausgeprägt der Teamgeist ist. Innerhalb kurzer Zeit hat man die Logistik gestemmt für das Rendezvous. Und wird später gemeinsam und sehr nachhaltig dafür sorgen, dass davon nichts übrig bleibt als ein paar Fußabdrücke im Sand von Møllerhavn. Denn das ist der Kodex, dem sich alle hier verpflichtet fühlen – Respekt für die Natur.
Der Festplatz ist vortrefflich gewählt – vor dem „Lloyd Hotel“. Dabei handelt es sich um eine Hütte mit einer wahrlich kuriosen Entstehungsgeschichte. 1910 begab sich der einst als „dümmster Süddeutscher“ verlachte Graf Zeppelin auf eine Expedition nach Spitzbergen. Zeppelin, dem die Erfindung des Starrluftschiffs erst diesen wenig schmeichelhaften Titel einbrachte, dann aber jedwede Unterstützung durch den deutschen Kaiser (und später einen Platz in der Luftfahrtgeschichte), war für seine Luftschiffe auf der Suche nach einem Landeplatz in der Arktis. An Bord des Dampfers „Mainz“, einem Schiff des Norddeutschen Lloyds, nahm der Graf schließlich den Möllerfjord in Beschlag.
Allerdings mussten die Bauarbeiten für einen Luftschiffhafen verschoben werden, zeigte sich doch, dass die Zeppelin-Technik noch nicht reif war für Flüge über die Arktis. 1911 wurde auf Spitzbergen das „Deutsche Observatorium“ gegründet, quasi die erste Forschungsstation in der Arktis. 1912 wurde das von Zeppelin in Beschlag genommene Gebiet an den Norddeutschen Lloyd abgetreten. Der manifestierte die nationalen Ansprüche, indem man eine Hütte errichten ließ, die sich bald als Schutzhütte für von Unwetter oder Eisbären überraschte Expeditionsteilnehmer erwies. Seither wird das orangefarbene „Lloyd Hotel“, das einzige 5-Sterne-plus-Hotel Spitzbergens, von Kreuzfahrtschiffen aus aller Welt angelaufen, die ständig die Vorräte an Mehl und Bier, Zeitschriften und Verbandszeug auffüllen. Weil die kaum geleert werden, ist ein Besuch in der Hütte vor allem eine Zeitreise.
Auch in die Geschichte von Hapag-Lloyd Cruises: Unzählige Male haben Schiffe des Unternehmens hier angelegt und die Hütte neu ausgestattet. Auch heute wieder. Doch dieser Abend steht ganz im Zeichen des Schwesterntreffens von MS BREMEN und MS HANSEATIC. Die Gäste der beiden Expeditionsschiffe tauschen sich aus, die Crew-Mitglieder berichten einander von ihren Reisen. Bis gegen 23 Uhr die nördlichste Bar der Welt geschlossen wird. Es ist immer noch hell. Dennoch: „Last Order!“ Gegen 23.30 Uhr verlässt der kleine Hapag-Lloyd Cruises-Konvoi die Bucht von Møllerhavn. Und die Kurse trennen sich wieder…
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