Expedition Antarktis: HANSEATIC – Südgeorgien, emotional

Expedition Antarktis: Pinguine und Wale, Eisberge und eine unfassbare Weite – von November bis Februar kreuzen MS BREMEN und MS HANSEATIC im Südpolarmeer. Im PASSAGEN BLOG begleiten wir die beiden Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten auf ihren Reisen bis an den Rand des mystischen sechsten Kontinents

Datum: 31.01.2015
Tags: #expeditionen #mshanseatic #shackleton

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An Bord der kleinen Schiffe mit der höchsten Eisklasse, MS BREMEN und MS HANSEATIC, geht es im Südhalbkugelsommer von November bis Februar zu den besonderen Orten einer Reise in die Antarktis: Falkland Inseln, Südgeorgien und Süd-Orkney-Inseln, Süd-Shetland-Inseln, Antarktische Halbinsel und Weddellmeer, Südpolarkreis und Kap Hoorn. Reiseziele, die nachhaltig beeindrucken. Im PASSAGEN BLOG berichten Lektoren und Kapitäne, Fotografen und Gäste über ihre Erlebnisse im Ewigen Eis. Die HANSEATIC in Südgeorgien

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4 Uhr morgens vor der Küste Südgeorgiens: Die HANSEATIC läuft auf die Salisbury Plain zu. Wie ein Scherenschnitt zeichnen sich schwarz die Berge gegen die Sonne ab, eine imposante Wolkenkonstellation wie ein Unbekanntes Flugobjekt (ein Klick ins Bild, dann öffnen sich alle Fotos in einer Dia-Show)

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Ein Bericht von Kapitän Carsten Gerke

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+++Salisbury Plain, Südgeorgien+++

Expedition Antarktis. Es war kurz nach 04:00 Uhr in der Frühe des 28.01.2015 als unsere HANSEATIC auf Südkurs – Albatross Island Backbordbug – die Bay of Isles im Nordwesten Südgeorgiens ansteuerte. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es ein phänomenaler Tag werden würde.

Die ersten Sonnenstrahlen ließen den Pyramid Peak am westlichen Ende der Bucht rötlich erstrahlen, die leichten Wolken über dem Grace & Lucas Glacier bildeten mystische Schwaden und waren im Begriff durch die stärker werdende Sonne aufgelöst zu werden. Man konnte bereits die hunderttausende von Königspinguine der großen Kolonie von Salisbury Plain hören…

Dann endlich stieg die Sonne höher, über die Berggipfel Südgeorgiens und ergoss sich gleißend auf die Ebene von Salisbury Plain. Eine leichte Dünung brach sich am Strand, und unser erstes Zodiac durchschnitt das glatte, durch leichten Wind gekräuselte Wasser um die Landstation an diesem klaren Morgen einzurichten.

Das Schiff war voller Leben trotz der frühen Stunde um diesen atemberaubenden Anblick in sich aufzunehmen. Alle an Bord waren voller gespannter Vorfreude auf diesen Tag, der ein Höhepunkt eines jeden Südgeorgienbesuches darstellt. Königspinguine mit ihren wollenen Küken, Riesensturmvögel, Skuas, Pelzrobben.

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Paradies für Frühaufsteher: Zodiacs pendeln die Gäste zu den Pinguinen, die Karte zeigt die Route der HANSEATIC

+++Grytviken, Südgeorgien+++

Es ist eine seemännische Tradition, ein Zeichen hohen Respekts, dass die Kapitäne der Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten am Grab des Polarforschers Sir Ernest Shackleton eine Rede halten. Shackleton, der mit seinen Expeditions-Vorhaben scheiterte, vollbrachte eine besondere seemännische Leistung, indem er 1500 Kilometer in einem Rettungsboot von Elephant Island nach Südgeorgien segelte, um seine Mannschaft zu retten, die nach dem Untergang der “Endurance” auf einer einsamen Felseninsel auf Hilfe wartete. Shackleton, dessen motivierender, mitreißender Führungsstil heute wieder verehrt wird, starb kurz vor dem Start einer späteren Forschungsreise in Südgeorgien. Auf dem Friedhof von Grytviken wird sein Grab gepflegt. Hier hielt Kapitän Carsten Gerke eine bewegende Rede:

Seit dem 5. Dezember im Jahre 1914, waren genau 497 Tage vergangen. Tage auf einer Expedition die trotz der Verfehlung ihres Zieles, in meiner Betrachtung, die ich hier mit Ihnen teilen möchte, nicht scheiterte.

497 Tage ohne festen Grund unter den Füßen. Tage die gelebt wurden von 29 Männern auf Eisschollen, durch Wind und Strom, durch das Südpolare Meer getrieben, stets eine ungewisse Zukunft vor Augen.

Sie harrten und trotzten, sie stemmten sich gegen Ihren Untergang. Nach diesen 497 Tagen betraten jene Männer ein kleines Eiland Namens Elephant Island, welches in keinster Weise die finale Rettung bedeutete. Also muss neben der Ungewissheit auch die Hoffnung geblieben sein. Die Hoffnung und der Wille zum Leben.

Nun stehe ich hier, fast 100 Jahre später, am Grabe jenes Mannes, der seine Ziele mit großem Willen und Durchsetzungsvermögen verfolgte, der diese aber nicht im eigentlichen Sinne erreichte. Zwar scheiterten seine Explorationen, aber genau jenes Scheitern beleuchtet einen Punkt in uns allen, der mir hier am Ende der Welt wirklich bewusst wird. Diese Erkenntnis überwältigt mich gerade auch in dieser rauen und harten Landschaft Südgeorgiens immer wieder aufs Neue.

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Aufbruch: Die letzte Zodiac-Gruppe geht an Land, nun fährt die HANSEATIC nach Grytviken

Es ist die Erkenntnis über die starke und treibende Kraft des Lebens in uns. Shackleton und all seine Begleiter sind für mich der humanitäre Beweis, dass das Leben wirklich leben will. Es verfolgt simpel aber mit unvorstellbarer Anpassung genau ein Ziel. Das Leben in all seinen Formen und Varianten will nur eines: Es will gelebt werden.

Selbst über Monate hinweg im Antarktischen Winter, in einer per Definition „lebensfeindlichen“ Umgebung gibt es nicht auf, es bietet Stirn gegen Widrigkeiten, sei es auf Eisschollen im Weddellmeer treibend, sei es Monate wartend auf blankem Fels umgeben von Kälte, Wind und Eis.

Das Leben hält durch, und das macht mich glücklich. Es nährt meine Hoffnung für die Zukunft. Das eine Leben, welches ich in mir trage will gelebt werden, und ich hoffe innigst, auch Sie spüren dieses Verlangen in sich selber, machen diese innere Kraft aus, die auch Shackleton und seine Männer haben mussten. Und ich hoffe noch mehr, dass das Verlangen nach Leben in uns weiter steigt je mehr Leben hinter uns liegt.

Im Gedenken an die Kraft all jener Männer deren Anführer hier begraben liegt:

Sir Ernest Shackleton, Expeditionsleiter; Frank Wild, sein Stellvertreter; Frank Worsley, Captain; Frank Hurley, Fotograf; Hubert Hudson, Navigator; Lionel Greenstreet, Erster Offizier; Tom Crean, Zweiter Offizier; Alfred Cheetham, Dritter Offizier; Lewis Rickinson, Chef Ingenieur; Alexander Kerr, Zweiter Ingenieur; James McIlroy, Arzt; Alexander Macklin, Arzt; Robert Clark, Biologe; Leonard Hussey, Meteorologe; James Wordie, Geologe; Reginald James, Physiker; George Marsten, Künstler; Thomas Orde-Lees, Proviantmeister; Harry McNish, Zimmermann; Charles Green, Koch; William Stephenson, Heizer; Ernest Holness, Heizer; John Vincent, Matrose; Timothy McCarthy, Matrose; Walter How, Matrose; William Bakewell, Matrose; Thomas McLeod, Matrose; Perce Blackborow, Steward; Daniel Gooch, Hundeführer

Auf das Leben in uns.

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Am Grab den Polarforschers Shackleton hält Kapitän Gerke eine bewegende Rede auf die Kraft des Lebens. Pinguine und Seebären können ihre Besucher in aller Gelassenheit empfangen


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