MS HANSEATIC: Kurs Nordpol – auf den Spuren der Pioniere. Interview mit Kapitän Thilo Natke

MS HANSEATIC: Kurs Nordpol. Eine Expedition im Geiste der großen Pioniere der Arktis. Im Interview mit dem PASSAGEN BLOG spricht Kapitän Thilo Natke über Respekt, über tägliche Herausforderungen und die Einsamkeit im Nordwesten Grönlands

Datum: 03.08.2017
Tags: #expeditionen #mshanseatic #thilonatke #interview
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PASSAGEN BLOG: Auf dieser packenden Expedition verfolgt die HANSEATIC die Lebenslinien großer Polarforscher. Welchen dieser Pioniere bewundern Sie besonders?

Kapitän Thilo Natke: Ich habe den größten Respekt vor allen, die vor gerade einmal einhundert Jahren unter extrem schwierigen Bedingungen die bis dahin unerforschten Gebiete der Arktis auf ihren Expeditionen bereist haben: keine Seekarten, keine modernen Navigationsmittel, schlechter Proviant, enge Verhältnisse an Bord ihrer Schiffe. Selbst eine sichere Heimkehr war alles andere als selbstverständlich: Roald Amundsen und Otto Nordenskjöld sind sicher die Entdecker mit den höchsten Verdiensten. Aber es wäre unfair, die anderen nicht zu berücksichtigen, die oftmals  ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Wir vergessen heute leider zu oft, wie privilegiert wir sind, mit modernen Schiffen sicher in diesen Gewässern unterwegs sein zu dürfen.

Die HANSEATIC startet mit Kurs Nordpol von Kangerlussuaq/ Grönland. Was sind die Herausforderungen dieser Reise?

Die aktuellen Wetter- und Eisbedingungen werden auf dieser Reise weitgehend den Kurs bestimmen. Besonders im hohen Norden, in der Nares Strait und im Kennedy Channel, rechnen wir immer noch mit reichlich Packeis. Wir werden den Fahrplan jeden Tag neu entscheiden müssen und hoffen, möglichst weit nach Norden vordringen zu können. Für diesen Reiseabschnitt sind immerhin fünf Expeditionstage eingeplant worden.

Den Nordpol werden wir allerdings noch nicht einmal von Weitem sehen, er ist noch mehr als tausend Kilometer entfernt. Die Meerenge zwischen Ellesmere Island und Grönland in Richtung Nordpolarmeer hat bisher noch kein konventionell angetriebenes Schiff durchdrungen.


Sonnenuntergagn
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HANSEATIC_HH_Natke–©SBaade

Ganz in der Tradition des Entdeckergeistes dieser Expedition dringt die HANSEATIC in die mystischen Eiswelten kaum befahrener Gewässer vor. Das Packeis wird den Kurs nicht unwesentlich mitbestimmen. Was bedeutet das für Sie als Kapitän?

Auf einer Expeditionsreise ins Eis gibt es keinen festen Fahrplan. Das Tagesprogramm muss manchmal mehrmals am Tag umgestellt werden, wenn Wetter und Eis einem einen Strich durch die Rechnung machen. Aber gerade darin liegt die Herausforderung, die man als Kapitän sonst nicht mehr hat: Zusammen mit dem Expeditionsteam ständig neu entscheiden zu dürfen (und zu müssen…), wie man das Programm gestaltet, damit die Passagiere das größtmögliche Expeditionserlebnis bekommen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, macht aber auch Spass.

Wie gut sind die Chancen, dass eine Anlandung auf Pim Island gelingt?

Pim Island ist eines von zahlreichen Zielen, das im Seegebiet zwischen Ellesmere Island und Grönland auf unserem Plan steht. Ob eine Anlandung eis- und wetterbedingt möglich ist, wird man erst entscheiden können, wenn man dort angekommen ist. Wie auf jeder Expeditionsreise.

Der Nordwesten der grössten Insel der Erde wird nur selten von Schiffen angesteuert. Welche Häfen in eisverwöhnter Natur werden Sie anlaufen?

An der Küste Grönlands gibt es nur sehr wenige Siedlungen, Dörfer mit mehr als 1000 Einwohnern gelten dort schon als Stadt. Auf unserem Kurs entlang der Westküste hinauf in den Norden werden wir fast alle Häfen anlaufen, z.B. Iluissat, Uummannaq, Thule  und Siorapauk, die nördlichste Siedlung der Welt.

Worauf freuen Sie sich ganz besonders?

Ich freue mich darauf, zusammen mit expeditionsbegeisterten Passagieren und meiner Crew eine Reise auf ungewöhnlichem Kurs machen zu können und mich jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen der Arktis stellen zu müssen.


Eisfeld

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Fotos: Archiv und Susanne Baade. Interview: Dirk Lehmann


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