HANSEATIC nature – die Taufpatin. Wer ist eigentlich Isolde Susset?

Am 4. Mai wurde in einer kleinen Zeremonie – im Kreise der Mitarbeiter von Hapag-Lloyd Cruises – das erste Schiff der neuen Expeditionsklasse getauft. Taufpatin der HANSEATIC nature: Isolde Susset. Die Leiterin Expedition Cruises und Touristik begleitet die erste Reise des neuen Schiffs. Wir nutzen die Gelegenheit für ein Interview.

Datum: 07.05.2019
Tags: #hallohanseaticnature #hanseaticnature #isoldesusset

Hapag-Lloyd Cruises Blog: Liebe Frau Susset, man sagt über Sie, Sie hätten die Expeditionskreuzfahrt von der Pike auf gelernt. Wie ist das wohl gemeint? 

Isolde Susset: Wahrscheinlich bezieht es sich auf meinen Berufsweg. Ich habe Touristikbetriebswirtschaft studiert. Während des Studiums machte ich ein Praktikum bei Hapag-Lloyd Tours in Stuttgart und habe danach sieben Jahre bei dem Veranstalter gearbeitet. Ich war immer wieder auf Schiffen, ich habe Bus- und Zugreisen begleitet, Kreuzfahrten und Expeditionsreisen, nach Kamtschatka, in die Antarktis, ich war in aller Welt unterwegs. Und in verschiedenen Positionen – als Reiseleiterin, Animateurin, Shore Excursion Managerin. Man kann sagen, dass ich seit 30 Jahren in diesem Metier bin, ich habe es von der Pike auf gelernt.

In den 1980er Jahren war eine Expedition sicherlich etwas ganz anderes als heute…

Damals waren die Schiffe noch nicht als reine Expeditionsschiffe positioniert. Und damals waren die Gäste noch erfreut, wenn man in der Antarktis einem anderen Schiff und seinen Gästen begegnete. Heute setzt man mehr auf Exklusivität. Dennoch meine ich, dass wir inzwischen viel wahrhaftigere Expeditionsreisen anbieten als früher.

Wie ist das zu verstehen?

Wir setzen verstärkt auf Wissensvermittlung, auf Nachhaltigkeit. Selbst Reisen zu nahe gelegenen Zielen – etwa Kapverden, Hebriden oder Azoren – haben somit Expeditionscharakter. Europa ist interessanter geworden, weil wir uns intensiver mit einer Destination befassen.

Als mein Chef fragte, ob ich die Taufpatin der HANSEATIC nature sein wolle, war ich erst zögerlich. Aber auf dem Weg nach Hause dachte ich, das ist eigentlich eine große Ehre. Und am nächsten Morgen rief ich ihn an: „Ich mache es!“

 

Noch einmal zurück zu Ihnen. Was hat Sie aus dem Süden in den Norden Deutschlands verschlagen?

Unsere Firma wurde aus Stuttgart nach Bremen verlegt und von Bremen nach Hamburg, wir wurden Teil von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. 1997 habe ich dann die COLUMBUS in Dienst gestellt. 2003 wurde das Produktmanagement eingeführt, und ich übernahm die Verantwortung für BREMEN und HANSEATIC. 2013 hat es weitere Umstrukturierungen gegeben, und ich habe die Touristik übernommen. So weit mein Berufsleben im Schnelldurchlauf. 

Wie viele Jahre davon haben Sie den neuen Expeditionsschiffen gewidmet?

Wir denken schon lange darüber nach. Vor fünf Jahren wurden die Überlegungen konkret. Mein Team und ich, wir haben viele Ideen gesammelt. Und wir haben sie alle umgesetzt. Momentan gibt es kein Expeditionsschiff, das mehr Außenflächen bietet. Das Thema „nach vorn schauen“ war für uns wichtig – Resultat sind die große Observation Lounge mit 180 Grad-Blick und der Nature Walk, der Decksumlauf am Vorschiff. Wir haben uns auch den Trends der Zeit geöffnet: Spa, Fitness, Sauna. Auch hier ist es wichtig, dass man rausschauen kann. Ich finde das HanseAtrium sehr gelungen. Die großen Displays modernisieren unsere Vorträge, die neue Technologie macht diese auch als Aufzeichnung verfügbar. Wer lieber draußen war, kann abends den Vortrag im Bord-TV sehen. Alles folgt dem Konzept inspired by nature: die Farben, das Design, selbst die Amenities in den Bädern, es sind Bio-Produkte in vollständig recyclebaren Verpackungen. Das Resultat all unserer Bestrebungen ist dieses Schiff.

Gibt es Bereiche, für die Sie ganz persönlich verantwortlich sind?

So ein Schiff ist nicht das Ergebnis einer Einzelleistung. Ich habe ein tolles Team und totales Vertrauen in meine Crew – Kapitän, Hotel- und Expeditionsleiter, Expeditionsdirektor und Küchenchef, die Teams an Bord. Wir wollen alle dasselbe: das beste Erlebnis an Land und an Bord. Dieses Schiff ist das Ergebnis von 20 Jahren Expeditions-Erfahrung.

Ihre Tätigkeit umfasst sicherlich auch viel Zeit am Schreibtisch. Woher nehmen Sie die Inspiration für neue Reisekonzepte?

Man ist heute viel besser vernetzt als früher: E-Mails, WhatsApps, Telefon, Skype. Zudem arbeiten wir mit vielen Partnern seit vielen Jahren zusammen. Dieses Vertrauen zahlt sich aus, vor allem für unsere Gäste – wenn wir etwa Tipps erhalten über Reiseziele und Trends… 

Ist das der Grund für eine langfristige Zusammenarbeit mit den Partnern?

Im Expeditionsbereich muss man sich auf den anderen verlassen können, etwa bei Reisen rund um Spitzbergen. Da ist man heute noch mehrere Tage nicht erreichbar. Reisen in abgelegene Regionen müssen sehr sorgfältig von sehr erfahrenen Leuten geplant werden. Es braucht zuverlässige Partner vor Ort und ein zuverlässiges Team an Bord. In ihren Anforderungen unterscheidet sich eine Expedition ganz erheblich von einer klassischen Kreuzfahrt.

 

Hanseatic Nature

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Auch die Schiffe unterscheiden sich…

Selbstverständlich. Ein Expeditionsschiff ist kleiner, wendiger, stabiler, autarker. Wir können mit der HANSEATIC nature bis zu 36 Tage auf See sein, ohne einen Hafen anlaufen zu müssen. Ein klassisches Kreuzfahrtschiff muss nach 12 bis 18 Tagen anlegen, große Kreuzfahrtschiffe noch eher. 

Die Welt ist näher zusammen gerückt, sagten Sie gerade. Gibt es überhaupt noch Orte, die ein Expeditionsschiff rechtfertigen?

Man kann immer noch Neues entdecken, auch weil Vieles nicht mehr verboten ist. Zum Beispiel die Nordostpassage. Die HANSEATIC hat diesen Seeweg als erstes nichtrussisches Passagierschiff befahren können. In der Zeit des Kalten Krieges wäre das schlicht unmöglich gewesen.

Hapag-Lloyd Cruises erhält noch zwei weitere Schiffe der neuen Expeditionsklasse. Was ist der Vorteil daran, drei Schiffe zu haben?

Keine Sorge, wir werden zukünftig nicht im Konvoi reisen. Aber wir werden unsere Ziele intensiver bereisen. So können wir zukünftig etwa ein Schiff in Spitzbergen positionieren, eins in Grönland und eins in Russisch-Fernost.

Wie kam es, dass Sie zur Taufpatin der HANSEATIC nature wurden?

Es war die Idee von meinen Chef. Herr Pojer rief mich an und sagte zu mir, dass er sich mich als Taufpatin wünsche. Ich war völlig überrascht und sagte, darüber müsse ich eine Nacht schlafen. Erst war ich zögerlich, aber auf dem Weg nach Hause dachte ich, das ist eigentlich eine große Ehre. Und am nächsten Morgen rief ich zurück: „Ich mache es!“

Wie geht es weiter für Isolde Susset?

Jetzt führen wir erstmal die HANSEATIC nature ein. Dann mache ich Urlaub – in der Emilia Romagna. Und wir haben noch zwei Schiffe fertig zu stellen. Im Sommer beginnt der Stahlschnitt für die HANSEATIC spirit, im Herbst diesen Jahres wird die HANSEATIC inspiration in Dienst gestellt.

Das erste Schiff der neuen Expeditionsklasse hat eine enorm positive Resonanz erfahren. Medien und Gäste sind begeistert. Sie begleiten das Schiff auf seiner ersten Reise. Haben Sie schon einen Lieblingsplatz an Bord?

Es freut mich, dass wir mit unserem Konzept richtig liegen. Es ist ein schönes Schiff geworden. Einen Lieblingsplatz habe ich noch nicht, eher mehrere. Sollte ich mich aber auf einen festlgen müssen, es wäre der Nature Walk. Mit Blick voraus.

 

Hanseatic Nature

Fotos: Susanne Baade, Christian Wyrwa, Tor Erik Kvalsvik, Text: Dirk Lehmann

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