Expedition Zukunft: Thilo Natke, Kapitän der HANSEATIC nature

HANSEATIC nature, HANSEATIC inspiration, HANSEATIC spirit – so heißen die Schiffe der neuen Expeditionsklasse von Hapag-Lloyd Cruises. Im PASSAGEN BLOG begleiten wir deren Entstehung – einzelne Bauphasen, Einrichtungs-Details, erste Tests. Im Interview: Thilo Natke. Der frühere Stamm-Kapitän der HANSEATIC führt das Kommando auf der HANSEATIC nature…

Datum: 29.10.2018
Tags: #thilonatke #kapitän #hanseaticnature

Expedition Zukunft: Thilo Natke, Kapitän der HANSEATIC nature, über neue Herausforderungen und einen Stoffpinguin. Fast 20 Jahre war er Kapitän der HANSEATIC. Er führte das Schiff an den nördlichsten Punkt, den ein Nicht-Eisbrecher erreicht hat, als erstes nicht-russisches Schiff durch die Nordostpassage und auf seine letzte Reise in Diensten von Hapag-Lloyd Cruises. Im PASSAGEN BLOG spricht er über Vorfreude.

Blog: Lieber Kapitän Natke, es gibt ein Foto, das beim Auftakt der Jungfernreise der HANSEATIC entstand – es zeigt die ersten Offiziere des Expeditionsschiffes. Und ganz links stehen sie…

Thilo Natke: Ja, das bin ich. Aber damals war ich noch nicht Kapitän des Schiffes, sondern Chief Officer. Seit 1999 bin ich als Stamm-Kapitän an Bord. Es ist tatsächlich so, dass ich die HANSEATIC von Anfang bis Ende kenne. 25 Jahre – von der Indienststellung im März 1993 bis zur Rückgabe des Schiffs an seinen Eigner im Oktober 2018.

Ist das nicht ungewöhnlich, so lange Kapitän eines Schiffes zu sein?

Es ist jedenfalls ein bemerkenswerter Zeitraum. Gerade in unserer heutigen Zeit und in dieser Branche. Die Kreuzfahrt hat doch etwas sehr schnelllebiges, man muss sich schon für das Thema interessieren, um den Überblick zu wahren. Doch Hapag-Lloyd Cruises hat das Konzept der Expeditionskreuzfahrt nachhaltig geprägt.

Woher stammt Ihre Begeisterung für die Expedition?

Zur Seefahrt bin ich eher zufällig gekommen. Ich habe mich als junger Mann für Schiffe interessiert. Anfangs bin ich auf Frachtschiffen gefahren. Bis ich mir sagte, es muss doch auch was anderes geben. Meine erste Expeditionsreise führte in die Antarktis. Es hat mich so sehr beeindruckt, dass daraus mein Leben wurde. Noch heute fasziniert mich die Antarktis…



Die HANSEATIC hat die Flotte von Hapag-Lloyd Cruises verlassen. Ihr Name wird in den Schiffen der neuen Expeditionsklasse weiter leben. Was noch?

Was sich bewährt hat, soll in den neuen Schiffen fortleben. Besonders die Intimität ist uns wichtig. Expeditionskreuzfahrten sind sehr persönlich, man erlebt vieles gemeinsam, das verbindet. So sollen die Gäste auch zukünftig die Brücke besuchen können.

Sie werden Kapitän der HANSEATIC nature. Das Schiff liegt bereits in Norwegen in der Werft, wo es finalisiert wird. Wann gehen Sie an Bord?

Im November reise ich zum ersten Mal nach Norwegen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ab Januar werde ich dann vor Ort sein, um die HANSEATIC nature in Dienst zu stellen. Nach und nach kommt dann auch die Crew dazu.

Wechseln viele Crew-Mitglieder der HANSEATIC auf die neuen Schiffe HANSEATIC nature und HANSEATIC inspiration?

Ein Großteil der Crew kommt mit. Und darüber freue ich mich sehr. Viele sind doch schon sehr lange dabei, manche mehr als 20 Jahre. Erfahrung ist für Expeditionsreisen sehr wichtig.

Sie waren von Anfang an auch an der Konzeption der Neubauten beteiligt. Auf welche Detaillösungen freuen Sie sich ganz persönlich?

Seit zwei Jahren bin ich involviert, vor allem in die Bereiche, die meine Zuständigkeit betreffen. Als Nautiker freue ich mich auf die technischen Neuerungen, auf den Antrieb, die Eisklasse – auf ein Schiff, das auf dem neuesten Stand ist. Ich freue mich auf die neue Herausforderung.

Auf welche Detaillösungen werden sich Ihrer langjährigen Erfahrung nach vor allem die Gäste freuen?

Da gibt es einiges, die Marina, das überdachte Pooldeck, das Restaurant-Konzept – vor allem aber der Decksumlauf. Früher konnten wir diese Bereiche nicht so leicht frei geben, es handelt sich ja um ein Arbeitsdeck. Dieser neu gestaltete Bereich wird ein Unique Selling Point der neuen Expeditionsschiffe. Dass der Gast da vorn stehen kann, noch vor der Brücke. 

Ein Schiff lebt von seiner Crew – und von seinem Kurs. Auch da wird die HANSEATIC nature an Ihre Vorgängerin anknüpfen. Auf welche Reise freuen Sie sich besonders?

Wir werden vertraute Reiseziele mit einem neuen Schiff, einem neuen Konzept bereisen. Es wird neue Kombinationen von Reisezielen geben und auch einige Ziele, die wir lange nicht mehr angefahren sind, etwa die Großen Seen.

Welcher sehr persönliche Gegenstand wird Sie begleiten auf die HANSEATIC nature?

Dieser Pinguin. Ich weiß nicht, woher er kommt. Vor etwa 15 Jahren stand er bei einer Antarktisreise plötzlich auf der Brücke. Und er begleitet uns seither. Manchmal, wenn ein Crew-Mitglied etwas Zeit hat, wird er ausgestattet – bekommt eine Mütze aufgesetzt oder ein Halstuch umgelegt. Im Sommer setzen wir ihn dann ins Eisfach. Bis zur nächsten Antarktis-Saison.

Text: Dirk Lehmann, Fotos: Susanne Baade, Renderings: Ocean Architects

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