Local Heroes in den Metropolen der EUROPA 2: Bangkok mit Florian Gypser
LOCAL HEROES. Metropolen der Welt aus Expertensicht – das ist der Claim einer Reihe im E2MAG, die in Kooperation mit der Wiener Insiderei entstanden ist. Künstler, Designer, Intellektuelle geben in Interviews einen Einblick in die Metropolen, in denen sie leben. Es sind Städte, die auf den Reiserouten der EUROPA 2 liegen, und so bietet sich die Möglichkeit, intensiv in die lokale Kultur einzutauchen: Florian Gypser baut futuristische Möbel, entwirft ökologische Ledergürtel und bittet über dem Fluss Chao Phraya mitten in der Stadt zum privaten Dinner. In Bangkok, seiner Lieblingsstadt.
INSIDEREI: Im Rahmen Ihres Pop-up Dinings „Nang Gin Kui“ servieren Sie ein mehrgängiges Fusion-Dinner mit Blick auf den Chao Phraya. Wie aufregend ist Bangkok im Moment?
Florian Gypser: Bangkok ist eine sehr aufregende Stadt. Wenn man sich für das alte, ursprüngliche, authentische Bangkok interessiert, ist Chinatown der Ort to be. Chinatown ist der mit Abstand dichtest besiedelte Bezirk, wird aber nur von wenigen Touristen besucht. Man findet hier einen schönen Mix aus Märkten mit verwinkelten Gassen, unzählige Verkaufsstände, Handwerksbetriebe und exzellente Streetfood-Restaurants. Zudem erlebt man jede Menge überraschende Alltagssituationen.
Welcher Teil der Stadt verändert sich gerade am meisten?
Abgesehen von Chinatown sind Bezirke wie Ari oder Thong Lor spannend – mit schicken Bars und Restaurants an nahezu jeder Ecke. In Thong Lor muss man im „Iron Fairies“ auf einen Drink gewesen sein, nachdem man im Seenspace-Komplex Dinner oder Snacks zu sich genommen hat. In Ari gibt es die hervorragende Pizzeria „Pizza Pazza“ und das schicke Thai-Restaurant „Salt“.
Sie kommen aus der Kreativbranche: Warum ist Bangkok eine gute Stadt für einfallsreiche Menschen?
Bangkok’s Chinatown besteht aus zwei- bis dreigeschossigen Townhouses, die von chinesischen Einwanderern und deren Nachkommen bewohnt werden. Im Erdgeschoss findet man fast immer einen Handwerks- oder Dienstleistungsbetrieb, der die Familie ernährt. In den oberen Etagen werden Materialien gelagert, und man wohnt hier. Bedingt durch das tropische Klima stehen die Türen der Werkstätten meist offen, gut einsehbar und daher unheimlich inspirierend für kreative Personen. Während meines ersten Besuches war ich fasziniert davon. Meine Lederwerkstatt folgt demselben Prinzip.
Sie haben bei Zaha Hadid gelernt: Was würde sie heute über Bangkok sagen, und wie bewerten Sie die Entwicklung der Stadt aus der Perspektive des Gestalters?
Zaha würde sich sicher fragen, warum es noch kein Gebäude von ihr gibt! Bangkoks Entwicklung von einer kleinen Stadt in den 1960er Jahren zur Metropole wurde Ende der Neunzigerjahre durch eine Immobilienkrise gestoppt. Über Nacht endete jegliche Bauaktivität. In den vergangenen Jahren setzte ein neuer Boom ein, der diese Stadt mit bezahlbarem Wohnraum und der nötigen Infrastruktur – Skytrains, U-Bahnen, neuer Hauptbahnhof – versorgte. Zum Bedauern vieler, die Bangkoks Streetlife lieben, verschwinden einige traditionelle Institutionen wie der Flower Market, die Game City und hunderte Streetfood Vendors, denn die mehr als sechs Millionen Menschen in dieser Stadt brauchen Gehsteige. Das Schreckgespenst eines zweiten Singapur geht um, einer cleanen, aber seelenlosen Metropole. Doch schon allein aufgrund der immensen Größe Bangkoks, das sich weit ins Umland erstreckt, wird diese Entwicklung wohl eher langsam voranschreiten.
Verraten Sie uns drei Dinge, die wir in Bangkok auf jeden Fall unternehmen sollten!
Für Abenteurer werden spannende Walking-, Fahrrad- und Food-Touren angeboten. Auf der Insel Ko Kret im Norden der Stadt gibt es eine sehr gute, kleine Bierbrauerei (Chit Beer), eine Empfehlung für den Wochenendausflug, und der Amphawa Floating Market bietet eine unvergleichlich-asiatische Atmosphäre.
Welches Restaurant ist momentan besonders angesagt?
Schwer zu sagen. In Bangkok sprießen die Restaurants nur so aus dem Boden. Wenn ich wissen will, wo gerade spannende Menüs angeboten werden, schaue ich immer bei BK The Insider’s Guide to Bangkok City.
Wir planen eine nächtliche Shoppingtour: Wo gibt es am meisten zu entdecken?
Eine Shoppingtour in der Nacht könnte am Asiatique Night Market anfangen, sich dann auf den Patpong Street Market verlagern und auf einem der unzähligen Pop-up Markets enden.
Bangkok müssen wir auch von oben sehen: Von welchem Rooftop haben wir die beste Aussicht?
Neben dem stadtbekannten State Tower mit seiner „Hangover-Bar“ – die Rooftop-Bar des Lebua-Hotels war der Star im Film mit Bradley Cooper –, gibt es tolle Blicke vom „Above Eleven“, einer peruanischen Rooftopbar in der Sukhumvit Soi, oder vom „Long Table“ in der gleichen Straße.
Welches Hotel empfehlen Sie uns?
Das Loy La Long Hotel am Fluss bietet eine unverwechselbare Atmosphäre in einer wirklich netten Gegend. Die Lage lädt ein zu Unternehmungen am Fluss aber auch zu Spaziergängen durch Chinatown.
Fotos: Nunt Thongngamkham, Archiv, Susanne Baade
Trend-Metropolen en route der EUROPA 2
Dieser Link führt zur aktuellen Reise mit dem legeren Luxusschiff von Hongkong nach Singapur, bei der die EUROPA 2 auch in Laem Chabang fest macht, dem Hafen Bangkoks.
Die nächsten spannenden Metropolen auf dem Kurs der EUROPA 2 sind Singapur und Hongkong. In letzterer hat die Insiderei für das E2MAG ein Interview mit der Künstlerin Annysa Ng geführt.
Dieser Link führt zur Insiderei. Das Portal wurde 2010 vom Reisejournalisten Robert Kropf gegründet. Seine Idee: Spannende Menschen aus der weltweiten Creative Industry verraten ihre persönlichen Lieblingsplätze in der Stadt, in der sie leben und arbeiten – ein Insiderguide, abseits touristischer Trampelpfade.