Expedition Antarktis von A bis Z. Was Sie schon immer über eine Reise in diese Region wissen wollten. Teil II
Eine Reise in das Südpolarmeer ist für viele ein einmaliges Erlebnis. In einer kleinen Serie wollen wir die wichtigsten Fragen beantworten. Welche Kamera muss unbedingt mit? Was ist eine Stiefelwaschanlage? Warum gibt es hier so viele Forschungsstationen? Teil II: Besonderheiten an Bord.
Wir begrüßen viele Gäste, die zum ersten Mal mit einem Schiff unserer neuen Expeditionsklasse zu einer Reise in die Antarktis aufbrechen. Und viele sagen, es war ein Erlebnis, das ihr Leben verändert hat. Immer wieder erreichen uns Zuschriften, in denen sich Gäste bedanken für Reiseerlebnisse einer Jahre zurück liegenden Expedition. Es sind Momente, die bleiben.
Doch es erreichen uns auch viele Fragen: Auf welches Wetter muss man vorbereitet sein? Was für eine Kamera sollte ich mit nehmen? Welche Tiere bekomme ich zu sehen? Dazu haben wir einige Basics zusammen gestellt. Es sind Antworten auf Fragen, die uns häufig gestellt werden. Dies ist Teil 2 unserer kleinen Serie, hier finden Sie den Link zu Teil 1. Weitere Informationen und Angebote zu unseren Reisen in die Antarktis gibt es auf einer eigens dazu angelegten Themenseite.
E – wie Experte
Warum ist Eis mal blau, mal grau, mal türkisfarben? Welche Tiere leben in den Tiefen des Südpolarmeers? Hatte die Antarktis je Ureinwohner? Das Interesse für eine Region beginnt oft genug mit vermeintlich einfachen Fragen. Doch erst wenn jemand antwortet, der mehr weiß als der Eintrag in einem Online-Lexikon hergibt, erschließt sich der Zauber und die Vielschichtigkeit eines gewaltigen und in Teilen noch unbekannten Kontinents. Die Experten an Bord unserer Expeditionsschiffe präsentieren diese Welt in Vorträgen, in Workshops in der Ocean Academy und live vor Ort.
Manche Gäste, die zum ersten Mal eine Expeditionsreise mit einem unserer Schiffe unternehmen, haben zuvor schon eine Kreuzfahrt gemacht. Selbstverständlich gibt es viele Gemeinsamkeiten. Und doch unterscheiden sich unsere Expeditionen auch im Bereich der Wissensvermittlung. An Bord unserer Expeditionsschiffe reisen echte Experten mit, die unseren Gästen in ihren Fachgebieten Rede und Antwort stehen.
Es handelt sich um erfahrene Wissenschaftler: Biologen und Geologen, Glaziologen, Ethnologen und Historiker. Sie haben die Region mehrfach besucht, arbeiten in anerkannten Institutionen. An Bord der Schiffe unserer neuen Expeditionsklasse werden die Vorträge zu multimedialen Erlebnissen, wenn die Experten die wandfüllenden Screens im HanseAtrium nutzen, um Videos, Fotos und Grafiken zu zeigen. In der Ocean Academy taucht man unter Anleitung tiefer ein, vertieft Kenntnisse an der Study Wall, es bietet sich sogar die Gelegenheit, per Stereomikroskop diese großartige Welt im Kleinen ein Stück weit selbst zu erforschen.
S – wie Stiefelwaschanlage
Bürsten, Edelstahlrohr, Schläuche. Der seltsame Apparat auf Deck 3 unserer Schiffe überrascht anfangs so manchen Gast. Doch die Stiefelwaschanlage ist alles andere als eine komplexe Maschine. Ihre Aufgabe besteht schlicht darin, genau das zu tun, was ihr Name sagt: Nach dem Landgang reinigen die Bürsten gründlich die Gummistiefel, die wir unseren Gästen zur Verfügung stellen. Das tut sie nicht nur, weil wir es mögen, dass das Schiff sauber ist (das auch!). Sondern es ist unser Beitrag zum Artenschutz in der Antarktis. Und somit ist die Stiefelwaschanlage doch mehr als nur ein Reinigungsapparat.
Auch wenn sich viele Inseln innerhalb der Antarktischen Konvergenz – so bezeichnet man die kalten Gewässer jenseits des 49. Breitengrads – auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden, sind sie doch eigene Biotope. Viele verfügen über endemische Lebensformen, darunter Mikroben und andere Kleinstorganismen. Um zu verhindern, dass die als blinde Passagiere im Profil eines Schuhs von einem Ort zum anderen reisen, gibt es die Stiefelwaschanlage. Auch die Klettverschlüsse an den Expeditionsparkas, Jackentaschen und Taschen werden überprüft.
Das Verhindern solcher „Verschleppungen“ ist auch relevant für das Ballastwassermanagement. Weil sich die Stabilität eines Schiffes durch viele Faktoren ständig ändert, werden zum Ausgleich Wassertanks mit Seewasser befüllt. Um zu vermeiden, dass so Keime, die an einer Stelle unbeabsichtigt aufgenommen wurden, an anderer Stelle abgelassen werden, verfügen unsere Schiffe über eine Reinigungsanlage, die die Keime aus dem Ballastwasser entfernt. Es ist sehr aufwändig, eine entlegene Region wie die Antarktis zu besuchen. Es ist besonders aufwändig dies so zu tun, dass man keine Spuren hinterlässt.
Z – wie Zodiac
Der besondere Spirit einer Expeditionsreise vermittelt sich spätestens dann, wenn die Gäste an Bord den Zodiac-Gruppen zugewiesen werden. Zu den Landgängen werden diese Gruppen dann nach und nach aufgerufen, denn es dürfen nicht mehr als 100 Menschen zur selben Zeit an Land sein. Zodiac – das klingt nach Abenteuer. Und das ist es auch. Denn die stabilen und wendigen Schlauchboote setzen wir da ein, wo selbst unseren kleinen Expeditionsschiffe nicht weiter können. In der Antarktis gibt es keine Mole, an der ein Schiff festmachen kann. Der Kapitän lässt den Anker fallen, die Zodiacs bringen unsere Gäste an Land.
Rund um die Zodiacs gibt es noch einige Besonderheiten:
- Der Artistengriff. Damit unsere Gäste sicher vom Schiff in das Schlauchboot wechseln können, erhalten sie von den Matrosen an Bord Unterstützung. Dafür umfasst man sich mit Hand und Unterarm – im so genannten Artistengriff. Es ist eine besonders stabile Verbindung zwischen zwei Menschen.
- Der Sitzplatz. Im Zodiac heißt es dann, schnell einen sicheren Sitzplatz einnehmen. Solche Ansagen wirken aus der Ferne etwas übertrieben fürsorglich. Doch schon bei leichtem Seegang merkt man, wie wichtig es ist, im Schlauchboot sicher zu sitzen. Sobald man es betreten hat, hockt man sich auf die Gummiwulst und rutscht an seinen Platz.
- Die Anlandung. Das Zodiac fährt auf den Strand, Seeleute nehmen es in Empfang. Sobald das Boot fest ist, rutscht man auf der Wulst des Schlauchboots nach vorn, reicht dem Matrosen die Hand (Artistengriff!) und steigt ins meist seichte Wasser. Deshalb die Gummistiefel! In einem solchen Fall spricht man von einer nassen Anlandung. Das Abenteuer kann beginnen…
Fotos: Archiv, Dietmar Denger (4), Susanne Baade, Text: Dirk Lehmann