HANSEATIC nature. Spektakuläre Tierbegegnungen im Südlichen Ozean

Wenn sich Wale, Seevögel und Robben an einem Krillschwarm laben, spricht man von einer Fressgemeinschaft. Auf dieser Antarktis-Reise mit unserer HANSEATIC nature kommt es gleich mehrfach zu einer solchen Sichtung. Im Blog berichtet Diplom Biologe Martin Gottschling.

Datum: 14.02.2020
Tags: #hanseaticnature

Die Reise hat gerade erst begonnen, da erleben wir auf den Falklandinseln ganz spezielle Tierbegegnungen. Uns begeistern schon die ersten Pinguinarten – die kleinen und agilen Felsenpinguine, die in Erdhöhlen brütenden Magellanpinguine sowie die etwas größeren Eselpinguine. Aber auch die in einer gemischten Kolonie brütenden Schwarzbrauenalbatrosse und Königskormorane sind wunderschön anzusehen. Diese Vogelarten erleben wir an Land. Da es sich dabei aber um Seevögel (auch als Meeresvögel bezeichnet, in Anlehnung an das englische „seabirds“) handelt, sehen wir sie in einem Lebensraum, den diese Vogelarten nur zur Brutzeit aufsuchen. Den Rest des Jahres verbringen sie auf dem offenen Meer. 

Bei den Seevögeln handelt es sich um etwa 275 Arten, die etwa 14 Vogelfamilien zuzuordnen sind. Sie leben auf dem Meer, sie holen ihre Nahrung aus dem Meer, und sie schlafen auch auf dem Meer. Nur zur Brutzeit benötigen sie das Land, um in unterschiedlich großen Kolonien ihre Küken aufzuziehen. Nachdem wir so einen Einblick in eine Seevogel-Brutkolonie bekommen haben, fühlen wir uns gut vorbereitet auf das was uns in den nächsten Tagen erwarten wird. Seevögel in ihrem eigentlichen Lebensraum zu beobachten, ist das Ziel. Albatrosse und Sturmvögel, die im Wind umhersegeln, und die uns zeigen, wie einfach sie mit den für uns unwirtlich erscheinenden Bedingungen zurechtkommen.

Nach einem ausgiebigen Landgang in Stanley, dem Hauptort der Falklands mit seinem schönen britischen Flair, wird der Anker gelichtet, und wir nehmen Kurs in Richtung Südgeorgien. Bereits beim Auslaufen fahren wir durch Wolken von Dunklen Sturmtauchern. Es sind kleine Verwandte der Albatrosse, die eine große Brutpopulation auf den Falklands haben. Wenig später erscheint der erste Wanderalbatros hinter unserer HANSEATIC nature. Es sind majestätische Vögel mit einer Flügelspannweite von etwa drei Metern. Nur vier Vogelarten auf unserem Planeten können in dieser Liga aufwarten – neben dem Wanderalbatros noch der Königsalbatros, der Andenkondor und der Bartgeier. 

Neugierig segeln die Vögel hinter der HANSEATIC nature her

 

Leider ist das Licht schon sehr bescheiden, so dass wir auf den nächsten Morgen warten müssen, um erneut einen Blick auf diesen wunderbaren Flugkünstler werfen zu können. Das erweist sich dann aber als gar nicht so schwer, denn offensichtlich befinden wir uns in einem Gebiet, wo sich zahlreiche Wanderalbatrosse aufhalten. Mehrere dieser Riesen begleiten uns, der eine fliegt für ein paar Stunden mit, der andere nähert sich mal kurz neugierig und entfernt sich dann wieder. 

Diese großen Vögel benötigen mindestens fünf bis acht Jahre, um vollständig ausgefärbt zu sein. Davor besitzen sie ein unregelmäßiges schwarz-weiß Muster auf den Oberflügeln, so dass wir das eine oder andere Individuum daran kurzfristig wiedererkennen. Bis zu fünf dieser großen Vögel haben sich gleichzeitig in den Schlepp der HANSEATIC nature gehängt, unter Ausnutzung der günstigen Windverhältnisse und in der Hoffnung, die eine oder andere Nahrung zu finden. Dass wir kein Fischereifahrzeug sind, wissen die Vögel nicht. Fischereifahrzeuge sind eine günstige Nahrungsquelle, wenn etwa Beifang oder Fischereiabfälle über Bord gegeben werden. Somit gehören Schiffe zur natürlichen Umwelt der Seevögel dazu, und sie machen sich dann ein Bild, ob das vorhandene Schiff interessant genug ist. Am nächsten Tag folgen uns bis zu vier Wanderalbatrosse. 

Auf unserem Kurs liegen die Shag Rocks, aus dem Meer ragende Felsspitzen einer versunkenen Insel und Brutgebiet von Südgeorgien-Blauaugenkormoranen. Bei der Passage bekommen wir wieder ein Bild von einer Seevogelkolonie und sehen den Unterschied zwischen den beiden Lebensbereichen, dem Brutplatz an Land und dem eigentlichen Lebensraum – das Meer. Große Gruppen von Kormoranen fliegen vom Brutplatz weg hinaus aufs Meer oder kommen mit gefüllten Mägen zurück zur Kolonie.

Ein paar Stunden später gibt es den ersehnten Alarm von der Brücke: „Wale voraus!“ Kapitän Axel Engeldrum hat eine Gruppe Bartenwale entdeckt. Doch handelt es sich nicht nur um eine Gruppe von Walen, sondern um eine riesige so genannte Fressgemeinschaft (nach dem englischen „feeding flock“) aus Walen, Robben und Seevögeln. Im Zentrum schöpfen einige Buckel- und Finnwale die offensichtlich reichlich vorhandene Nahrung ab. Gleichzeitig springen zahlreiche Antarktische Pelzrobben aus den Wellen, und Seevögel verschiedenster Arten fliegen über den Walen. Zahlenmäßig am meisten vertreten sind Schwarzbrauenalbatrosse und Weißkinnsturmvögel. Aber auch mehrere Wanderalbatrosse hoffen auf Nahrung, die sie erbeuten können. 

Einer der großen Wanderalbatrosse stammt ganz offensichtlich aus einem Forschungsprojekt, das Tier trägt einen Sender auf seinem Rücken, um seine Wanderwege im Detail zu verfolgen. Vermutlich stammt er von Südgeorgien, da hier intensive Forschung an und mit Wanderalbatrossen betrieben wird. Eine Art, die weltweit starke Bestandseinbußen hinzunehmen hatte, da viele dieser eleganten Vögel Opfer der Langleinenfischerei wurden. Wir betrachten eine Zeit lang diese tierische Gemeinschaft und sind nahezu sprachlos, als die Gruppe Buckelwale wenige Meter neben der Bordwand auftaucht und wir alles genau sehen und das beeindruckende Ausatmen dieser Meeresgiganten hören können. Auf den Reisen durch den südlichen Atlantik begegnen uns häufig viele spektakuläre Tierarten, aber eine solch große Fressgemeinschaft findet man nicht jeden Tag.

Nach mehreren ereignisreichen Anlandungen auf Südgeorgien, sind wir auf dem Weg zu unserem vorletzten Platz, der Cooper Bay. Es ist für uns der Ort, den hübschen Goldschopfpinguin zu sehen. Plötzlich heißt es: „Wale voraus!“ Das Szenario, das uns erwartet, ist schier unglaublich: Buckelwale und hunderte von Schwarzbrauenalbatrossen fressen hier, und noch eine kleine Gruppe Orcas ist beteiligt! Insgesamt zwei Walarten, eine Robbenart, zwei Pinguinarten und zehn weitere Seevogelarten haben sich an dieser Stelle eingefunden, um Krill und andere Meerestiere zu erbeuten. Und wenn es um Orcas geht, so ist dies immer eine ganz besondere Beobachtung, denn diese perfekt angepassten Räuber der Ozeane sind zwar weit verbreitet, aber man muss sie erstmal finden und so schön beobachten können. 

Orcas werden nach ihrer Verbreitung und ihren Ernährungsgewohnheiten in verschiedene so genannte Ökotypen eingeteilt. Bei den hier zu sehenden handelt es sich um den Offshore Orca der Südhalbkugel vom Typ A, das heißt er ist groß und schwarz-weiß gefärbt und ernährt sich von allem was das Meer zu bieten hat, sehr gerne auch von Antarktischen Zwergwalen. Und während wir die Tiere beobachten, gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Große Gruppen von Schwarzbrauenalbatrossen schwimmen auf dem Meer, und die Buckelwale tauchen zum nächsten Beutezug ab, wobei sie ihre große Fluke sehr schön über der Wasseroberfläche präsentieren.

Wale voraus! 40 Finnwale und einige Stundenglasdelfine

 

Am nächsten Tag sind wir dann in Richtung der Süd-Orkneyinseln unterwegs. Und wären die bisherigen Erlebnisse auf See nicht schon spektakulär genug gewesen, so gibt es mitten auf dem Meer erneuten Wal-Alarm. Nun haben wir eine Gruppe von mindestens 40 Finnwalen vor dem Bug, die ein großes Fressen veranstalten. Finnwale sind die zweitgrößte Tierart, die auf unserem Planeten existiert. Die Tiere können bis zu 27 Meter lang werden. Mehrfach tauchen die Riesen ganz nah vor unserer HANSEATIC nature auf, zeigen ihre weißlich gefärbte rechte Unterkieferseite. Es ist eine eindrucksvolle Tierbegegnung. An dieser Stelle haben sich nicht ganz so viele Seevögel eingefunden, aber die Anzahl der großen Bartenwale ist überwältigend. 

Plötzlich wirbeln ein paar wunderschön schwarz-weiß gefärbte Delfine um den Bug, Stundenglasdelfine. Die stundenglasartige Körperseitenzeichnung ist diagnostisch und macht die Art unverwechselbar. Zudem sind wir inzwischen viel zu weit südlich für jegliche andere Delfinart. Nur Stundenglasdelfine dringen so weit in den sehr kalten Südlichen Ozean vor. Sie begleiten häufig die großen Bartenwale und gehören somit zu dieser Walgemeinschaft. Diese Erlebnisse zeigen, wie spannend und ereignisreich die Strecken auf See sein können, angefüllt mit tollen Beobachtungen von nicht immer so einfach zu beobachtenden Seevogel- und Walarten, die wir von unserer HANSEATIC nature aus genießen können.


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Martin Gottschling, 1976 in Herne geboren, interessiert sich seit frühester Kindheit für Tiere und Natur. Nach dem Abitur verbrachte er einige Zeit in der „Vogelwarte Helgoland“, als studierter Diplom-Biologe fand er seinen Schwerpunkt in der Ornithologie. Ganz besonders begeistern ihn Seevögel. Neben den Ozeanen gilt seine Faszination den Polargebieten und den altweltlichen, tropischen Regenwäldern.

Fotos: CruiseVision

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