"A soft day": Irland Gartenreise – mit MS EUROPA
Der Golfstrom bringt den Britischen Inseln nicht nur viel Regen, sondern verwöhnt sie mit einem milden Klima. Deshalb gibt es hier prächtige Gärten. Im Sommer hatten die Gäste der EUROPA die Gelegenheit, einige besonders schöne zu besuchen
In einer kleinen Serie berichtet Dagmar Steffen, die langjährige stellvertretende Chefredakteurin des Magazin „Country“, über ihre Irland Gartenreise mit der EUROPA zu den schönsten Grünanlagen der Britischen Inseln. Teil 3:
Irische Himmel: Regenwolken über Dublin, zauberhaftes Licht über dem “Powerscourt Garden” in Enniskerry
Englischer Rasen in Irland – und Gärtner mit Herz für Tiere
eine Reisereportage von Dagmar Steffen (Fotos und Text)
Hunderte Schirme stehen bereit, als wir in Dublin von Bord gehen. Die werden wir brauchen. Grauer Himmel und Nieselregen statt mediterranem Klima. „A soft day, nennt man das hier“, erklärt Carsten Seick, der uns auf dieser Irland Gartenreise mit der EUROPA in die schönsten Gärten führt. In Sachen Humor können es die Iren mit den Engländern aufnehmen, im Gärtnern auch. Nie war ein englischer Rasen grüner, als im „Powerscourt Garden“ in Enniskerry. Hunderte Baum-Arten wachsen hier höher in den Himmel als anderswo, mit 61 Metern würde die Douglas-Fichte am Rande des Wasserlaufs sogar die Niagarafälle überragen. Der Garten, der sich vor dem palladianischen Herrenhaus mit Blick auf die Wicklow Mountains ausbreitet, ist mit 19 Hektar einer der größten der Welt. 1603 wurden die Ländereien Sir Richard Wingfield als Belohnung für treue Dienste von Queen Elizabeth vermacht. Erst 240 Jahre später entstand das Herzstück der heutigen Anlage, die italienischen Terrassen.
Das Nebeneinander von Vergehen und Werden: Grabstein für eine Kuh und ein expressives Pflanzgefäß
Während in Irland die Hungersnot wütete, beauftragte der kunstverliebte siebte Viscount of Powerscourt den damals führenden Vertreter italienischen Gartendesigns, Daniel Robertson, und 100 Arbeiter mit der Gestaltung der Terrassen. Robertson, der unter Gicht litt, führte von einer Schiebkarre aus die Aufsicht, immer eine Flasche Sherry griffbereit – gegen die Schmerzen. Der verspielte japanische Garten und der Turm am Waldweg mit seinen kleinen Kanonen entstammen jedoch nicht seiner Phantasie, sondern wurden erst von der nächsten Generation angelegt. Ein Pfefferstreuer diente dem achten Viscount of Powerscourt 1911 übrigens als Vorbild für den Aussichtsturm, der heute von Baumwipfeln überragt wird.
Ein Turm ohne Burg ist vor allem ein Aussichtsplatz: Vorbild für dessen Gestalt war ein Pfefferstreuer
Einen kleinen Friedhof gibt es auch, im unteren Bereich des Gartens. Dass ‚Eugine’ 17 Kälber geboren und 100.000 Gallonen Milch gegeben hat, erfahren wir von einer Grabsteininschrift. Und der Nachruf auf einen namenlosen Cockerspaniel lautet: „Du bist gegangen, alter Freund. Die Trauer ist zu groß für Tränen.“ Die Herren von Powerscourt waren eben Naturliebhaber. Einer der weltweit schönsten aristokratischen Gärten ist der Beweis.
Was dabei herauskommt, wenn eine irische Gärtnerin englischen Rasen hasst: üppige Vegetation mit Wasserbecken
Ganz und gar bürgerlich dagegen präsentiert sich der Stadtgarten der irischen Garten-Queen Helen Dillon in Dublin. Englischer Rasen ist der bekannten Gartenarchitektin und -Autorin ein Graus. Hinter ihrem Haus hat sie ihn kurzerhand durch ein langes schmales Wasserbassin ersetzt, eingefasst von grauen Platten aus irischem Granit. „Ein Garten ist kein Museum“, erklärt sie kategorisch. „Wenn etwas nicht mehr schön aussieht, muss es raus und durch etwas Neues ersetzt werden.“
Gerade erst hat sie die Farbkomposition ihrer hohen Blütenrabatten – ihr kommt nur Großes in den Garten(!) – von silbrig-weiß auf die Farben des Himmels inklusive des Rot und Orange der untergehenden Sonne geändert. Lückenlos ist die Blumenpracht. Verblühtes kann Helen Dillon jederzeit auffüllen. Sie kultiviert kurzerhand genügend Nachwuchs in metallenen Mülleimern, die sich als Pflanzgefäße super eignen. Einer ihrer Sommerlieblinge in diesem Jahr, der tiefblaue „Agapanthus blue giant“, gedeiht darin prächtig. Mit ihrem vor uns Besuchern ängstlich zitterndem Dackel „Ruby“ auf den Arm flaniert sie durch den Garten, hat zu jeder Pflanze eine kleine Anekdote parat und für jedes Problem einen guten Tipp.
Bei aller Liebe zum Hund, einen Grabstein würde sie ihm wohl nicht in den Garten setzen, eher ihre Lieblingsrose „Rhapsodie in blue“. Doch wer weiß – Helen Dillon liebt die Veränderung, und „Ruby“ hat hoffentlich noch ein langes Leben vor sich.
Star-Gärtnerin Dublins: Helen Dillon liebt lebendiges Grün und kräftige Farben, etwa das Blau der Agapanthus
Sie interessieren sich für die ganze Geschichte: Hier geht es zum ersten Teil der Gartenreise mit der EUROPA. Sie interessieren sich für die Gartenreisen von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten: Hier geht es zu weiteren Angeboten