Exklusiv an Bord: Regisseur Sönke Wortmann zeigt auf der EUROPA 2 seinen Film „Contra“
Er wollte Fußballprofi werden, besuchte aber eine Filmhochschule und gilt heute als einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands. Auf der EUROPA 2-Reise ab Mauritius zeigt Sönke Wortmann seinen Film „Contra“ und erste Ausschnitte aus „Der Nachname“. Im Interview spricht er über Kino-Erfolge und über den Film als Mannschaftssport.
Sönke Wortmann ist einer der bekanntesten Filmemacher Deutschlands. Dabei hatte der Sohn eines Bergmanns ursprünglich Fußballprofi werden wollen. Bis zu seinem 19. Geburtstag spielte er in der 3. Liga bei der Spielvereinigung Erkenschwick. Im Alter von 24 bewirbt er sich an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Es ist der Start für eine Karriere, in deren Verlauf besondere Filme entstehen: „Kleine Haie“, „Der bewegte Mann“, „Das Wunder von Bern“, „Deutschland. Ein Sommermärchen“, „Die Päpstin“, „Der Vorname“.
Aktuell läuft sein Film „Contra“ mit großem Erfolg in den Kinos: Ein zynischer Universitätsprofessor muss nach einer als fremdenfeindlich aufzufassenden Entgleisung genau jene Studentin für einen Debattierkurs fit machen, die er beleidigt hat. Dieser Film wird im Beisein des Regisseurs im Theater der EUROPA 2 zu sehen sein, wenn Sönke Wortmann am 5. Januar auf Mauritius an Bord geht. Im Bordprogramm wird sein Film „Der Vorname“ laufen. Und während der Reise präsentiert der Regisseur dann exklusiv erste Szenen aus seinem neuen Film „Der Nachname“. Das ist übrigens ein Hochsicherheitsunterfangen: Die Filmkopie wird in einem mehrfach gesicherten, mobilen Safe transportiert.
Wir hatten vor Beginn der EUROPA 2-Reise ab Mauritius Gelegenheit für ein Interview mit dem Regisseur und Produzenten.
Lieber Sönke Wortmann, in einem Interview sagten Sie, für den Regisseur eines Films sei es das „Schönste, wenn in einem vollen Kinosaal der Funke überspringt“. Bei Ihrem Film „Contra“ springt der Funke. Ab wann weiß der Regisseur eigentlich, dass ein Film das schafft?
Sönke Wortmann: Wissen kann man das erst bei der Premiere, eigentlich sogar erst danach. Denn bei der Premiere sitzen ja auch viele geladene Gäste im Publikum, und die sind einem freundlich gesonnen. Deshalb habe ich einen Mehrstufenplan entwickelt: Ich zeige eine Vorabversion des Filmes im privaten Kreis. Dann kann man noch etwas ändern. Aber ich will auch wissen, wie das Publikum reagiert, deshalb besuche ich auch nach der Premiere hin und wieder eine Vorstellung. Dabei lernt man viel.
„Der Vorname“ war ein großer Erfolg…
Bei dem Film hatte ich das sogar erwartet: Es ist ein Reizthema, als Komödie aufgefasst, und die Schauspieler waren großartig!
Sie wollten eigentlich Fußballprofi werden. Und später sagten Sie einmal, es gebe erstaunlich viele Parallelen zwischen einem Fußball- und einem Film-Team. Welche sind das?
In der 3. Liga musste ich – wie alle Spieler damals – für meinen Lebensunterhalt nebenbei arbeiten. Im Alter von 19 Jahren habe ich dann aufgehört, professionell Fußball zu spielen. Mit 24 habe ich meine Ausbildung an der Hochschule für Fernsehen und Film begonnen. Und wie der Fußball ist der Film ein Mannschaftssport: Allein kann man weder ein Fußballspiel gewinnen, noch einen Film drehen. Der Team-Gedanke ist wichtig. Sogar in den Begrifflichkeiten gibt es Parallelen: Auch beim Fußball gibt es einen Spieler, den man gern „den Regisseur“ nennt.
Ganz anders beim Schreiben: Ich habe zuletzt einen Roman verfasst, da ist man ganz auf sich allein gestellt. Während einen Film zu drehen ein Mannschaftssport ist, kommt man sich bei der Arbeit an einem Buch oft einsam vor – also eher wie ein Tennisspieler.
Wie lautet der Titel Ihres Buches?
„Es gilt das gesprochene Wort“. Dabei handelt es sich nicht um eine Biografie, sondern um einen Roman. Es geht um Politik und Diplomatie, um Sprache und Sprachlosigkeit – Politik interessiert mich sehr.
An Bord der EUROPA 2 werden Sie Ihren aktuellen Film zeigen – „Contra“. Und Sie bringen exklusiv erste Szene Ihres neuen Films mit „Der Nachname“. Worum geht es darin?
Der Film thematisiert etwas, was tagtäglich passiert: Wer heiratet wen? Wer nimmt wessen Namen an? Welchen Namen sollen die Kinder tragen? Ich hätte nicht gedacht, dass da so viel Zündstoff drin steckt. Aber hier werden offenbar Urängste ausgelöst. Es gibt viele, die wollen ihren Namen weiter geben, als würde da auch etwas weiter leben. Und daraus haben wir eine Komödie gemacht.
Sie gehen auf Mauritius an Bord. Kennen Sie die Insel?
Ich war vor langer Zeit einmal da, das dürfte schon etwa 20 Jahre her sein. Aber auf der Reise werden wir auch die Seychellen anlaufen. Und da wollte ich schon immer einmal hin. Die Bilder, die ich von den Stränden dort gesehen habe, sind großartig.
Wenn Sie so eine Schiffsreise unternehmen, wird dies eher eine Erholungsreise sein, oder nehmen Sie sich Arbeit mit?
Zum einen habe ich meine Aufgaben als Künstler an Bord, und ich freue mich auf den Austausch mit den Gästen. Dann habe ich einige Drehbücher dabei, die ich lesen will. Und ich werde mir ein paar Romane einpacken, die ich mir in diesem Jahr noch vorgenommen hatte, etwa von Judith Schalansky und von Ralf Rothmann.
Sie kennen die EUROPA 2 bereits. Was erwarten Sie von dieser Reise?
Stimmt, ich war vor drei Jahren schon einmal an Bord. Es war eine Reise im Sommer nach Norwegen, und es war leider ziemlich kalt. Jetzt erhoffe ich mir vor allem besseres Wetter, so dass ich auch einen der schönen Strände genießen kann.
Fotos: Archiv, Interview: Dirk Lehmann