Abenteuer Azoren: die HANSEATIC in Wal-Gewässern

Abenteuer Azoren: Diese Expedition mit der HANSEATIC führt zu den Inseln des portugiesischen Archipels, der uns so manches Wetterphänomen beschert – und den Teilnehmern dieser Reise einige wundervolle Wal-Begegnungen

Datum: 30.05.2015
Tags: #expeditionen #mshanseatic #walbegegnung
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von den Azoren berichten Kapitän Carsten Gerke, sowie die Walforscher Andrea und Wilfried Steffen


Abenteuer Azoren. Weit entfernt von Lissabon, der Landeshauptstadt, liegen die neun Inseln auf dem Mittelatlantischen Rücken – das Arquipélago dos Acores. Zwei Seetage dauert die Reise von der letzten Insel der Azoren in eine Hauptstadt, die auch auf den Inseln selber als „weit weg“ bezeichnet wird. So lassen es uns allenthalben auch unsere Hafenagenten wissen: „remoto, remoto“.

Sie meinen die portugiesische Festlandsküste. Und die Hauptstadt. Deshalb wird hier selber entschieden. Spontan, hilfsbereit. Man freut sich über unseren Besuch wie alle Bewohner. Offen und freundlich werden wir empfangen. Winkende Festmacher sind selten. Griesgrämig und schlecht gelaunt eher die Attribute, die mir eingefallen wären. Aber hier auf den Azoren? Sie winken und meinen wirklich uns. Zum Abschied heißt es, wir müssten einmal wiederkehren. Bald schon… Sie sind stolz auf ihre Inseln, auf deren Reinheit und Ruhe. Es wirkt alles, nun, unverdorben.

Genauso offen wie die Menschen uns empfingen, öffnen sich die Inseln für uns. Kleine Häfen zum Teil, wo selbst die HANSEATIC nicht an der Pier längsseits gehen kann. Aber unsere Zodiacs und Tender machen uns flexibel. Unsere wenigen Gäste werden von den Inseln aufgenommen. Überlaufen diese nicht. Vor allem: Überfordern diese nicht. Wir kamen, entdeckten und genossen. Und hinterließen: nun, winkende Festmacher.

Blau und ruhig umgibt der Atlantik das Archipel dessen vulkanischer Ursprung auch auf den Inseln überall präsent ist. Im Norden begrenzt die „Kurchatov Fracture Zone“ und im Süd-Osten die „East Azores Fracture Zone“ das hoch aufragende Archipel; die neun Azoren-Inseln stechen saftig grün aus dem dunklen Blau des Atlantiks.

Das berühmte, und auch auf Deutschland seinen Einfluss ausübende Hochdruckgebiet der Azoren gehört zum subtropischen Hochdruckgürtel – aus ihm entspringt der Nordostpassat. Auf unserer HANSEATIC lastet ein Druck von 1038 hPa. Das weltliche Mittel liegt bei 1025 hPa! Wir hören den deutschen Wetterbericht: „…sorgt die Azoren dafür, dass polare Luftmassen nach  Norddeutschland…“

Bei uns: Die angenehm warme Luft rührt sich nicht. Das Blau des Atlantiks ist unbewegt und tiefgründig. Einzig und allein von den Rücken der Delfine durchschnitten, die vor unserem Bug mit der Druckwelle der HANSEATIC spielen… Das schlechte Wetter in Deutschland? „Remoto, remoto!“


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Pfffffffft. Mit einem lauten Atemgeräusch taucht ein Finnwal neben unserem Boot auf. Wir haben ihn schon aus der Ferne gesehen, dann hat der Wal seinen Rücken gekrümmt und verschwand in der Tiefe. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass er so nahe auftauchen würde. Erst jetzt können wir seine Größe abschätzen. Sein Körper überragt unser Boot weit über Bug und Heck hinaus. Mit seinem Gewicht von bestimmt 60 Tonnen könnte er unser kleines Schlauchboot leicht zum Kentern bringen.
Aber die Wale hier sind friedlich. Und dieser ist nicht der erste, den wir zu sehen bekommen. Bei einem Ausflug vor der Insel Sao Miguel schwamm vor uns ein Pottwal. Zahnwale sind die größten Fleischfresser der Erde. Es war sogar ein Bulle. Bei kaum einen anderen Säugetier sind die Geschlechtsunterschiede so groß. Weibchen werden etwa zehn bis zwölf Meter lang und wiegen maximal 15 Tonnen, ein ausgewachsener Bulle misst 16 – 18 Meter und wiegt bis zu 70 Tonnen. Ruhig zog er seine Bahn, beachtete die still verharrenden Boote gar nicht. Nach etwa zehn Minuten setzte er zum nächsten Tieftauchgang an, indem er seine Fluke – die Schwanzflosse – hoch aus dem Wasser hob und im Meer versank. So ein Tauchgang dauert mindestens 45 Minuten und führt das Tier in Tiefen von 1000 Meter und mehr.
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Wir sichteten weitere Wale. Das ist kein Zufall. Bei Walfängern waren die Azoren ein beliebtes Revier. Auf einigen Hügeln hatten sie Ausgucke errichtet. Die „Vigia’s“ sind kleine Häuschen mit schmalen Fensterschlitzen, durch die man das Meer nach Wal-Blas absuchte. Inzwischen wurden diese Vigia’s wieder belebt, per Funk werden die Sichtungen an Walbeobachtungsboote weiter gegeben. Und wir fuhren langsam zu einer Gruppe von drei Tieren, Bartenwale, wie man am Blas, der Ausatemluft, leicht erkennen konnte. Bläst der Pottwal schräg nach vorn, steigt die Atemfontäne der Bartenwale senkrecht in den Himmel.
Beim Näherkommen konnten wir sie als Seiwale identifizieren, eine Walart, die nur selten beobachtet wird. Die drei Tiere zeigten ein typisches Fressverhalten. Sie verharrten an der Oberfläche, atmeten vier, fünf mal, tauchten dann ab, um zu fressen. Bevorzugte Beute: Krill und kleinere Schwarmfische. Nach ein paar Minuten tauchten sie nicht weit entfernt wieder auf. Seiwale werden bis 15 Meter lang und 30 Tonnen schwer.
Aber nun stecken wir in einer Gruppe von sieben Finnwalen, die wir vor der Insel Pico entdeckt haben. Unser Wal neben dem Boot ist inzwischen auf die andere Seite gewechselt und immer noch nahe der Bordwulst. Ein einmaliges Erlebnis, auch die asymmetrische Färbung des Kopfes lässt sich gut beobachten. Links dunkel, an der rechten Seite hell, auch Mundhöhle und Unterkiefer sind hell. Finnwale sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Tiere der Erde, mit 22 bis 27 Metern Körperlänge und einem Gewicht bis zu 80 Tonnen.
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Im Gegensatz zum Blauwal, der sich ausschließlich von Krill ernährt, fressen Finnwale auch kleinere Schwarmfische. Dadurch konnte sich diese Art wesentlich besser von der brutalen und artbedrohenden Jagd erholen als die Blauwale. Bei diesen wird der weltweite Bestand zur Zeit auf etwa 10.000 Tiere geschätzt, bei den Finnwalen hingegen auf etwa 120.000.

Aber Finn-, Sei- und Pottwale waren nicht die einzigen Meeressäuger dieser Reise. Eines Abends, na klar, zur besten Dinnerzeit, tanzten den ganzen Abend über Wale durch das Meer und verzauberten den postkartenreifen Sonnenuntergang: Delfine, Große Tümmler, Buckelwale, Blauwale, Finnwale und zum Abschluss kurz vor Sonnenuntergang sogar noch einige Zwergwale.


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Auf der Themenseite Azoren finden Sie die nächsten Expeditionsreisen mit BREMEN und HANSEATIC in diese eigentlich nahe, doch überraschend exotische Reisewelt. Alle Fotos: Andrea und Wilfried Steffen

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