Die Geschichte beginnt hier: Ahnenforschung – eine Genealogie der EUROPA

Die Geschichte beginnt hier. Zum 125-jährigen Jubiläum der Kreuzfahrt berichtet der PASSAGEN BLOG von Hapag-Lloyd Cruises über einige Meilensteine in der Entwicklung der Kreuzfahrthistorie – eine Genealogie der EUROPA

Datum: 20.05.2016
Tags: #125jahrekreuzfahrten #hapaglloydcruises #1891diegeschichtebeginnthier #genealogie
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von Lisa Schönemann


Die EUROPA ist mit ihrer klassischen Silhouette eine elegante Erscheinung auf den Meeren, doch heute interessieren wir uns weniger für den zeitgemäßen Luxus an Bord als für die Genealogie der EUROPA: Wer waren ihre Namens-Vorgänger? Bilden Schiffe mit demselben Namen automatisch eine Familie? Waren sie von ähnlicher Schönheit und hanseatischer Provenienz? Gab es glanzvolle Momente und bittere Verluste? Sicher ist: In jeder Familie gibt es dunkle Geheimnisse.

Als ältester Vorfahre gilt ein 1891 in Dienst gestelltes Auswandererschiff mit dem Namen EUROPA, das bis 1894 auf der Route in die Neue Welt unterwegs war. Mit seinen knapp 80 Metern hatte es Platz für bis zu 200 Passagiere, die ihrer Armut entfliehen und auf der anderen Seite des Atlantiks einen Neuanfang wagen wollten.

Der Urgroßahne war die nochmals umgebaute, ab 1905 für den Norddeutschen Lloyd im Mexiko-Dienst fahrende zweite EUROPA. Bei dem 99 Meter langen Dampfschiff handelte es sich nicht um einen Passagierdampfer, sondern um den 1889 vom Stapel gelaufenen Frachter GUTENFELS. Das Schiff wurde ursprünglich für die Deutsche Dampfschifffahrts-Gesellschaft Hansa gebaut und erst später in EUROPA umbenannt. Leider geriet es schon 1908 mit 28 Mann Besatzung auf dem Nord-Atlantik in Seenot. Man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.


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EUROPA-Bremerhaven
EUROPA-Unterwegs

An diesen Superstar erinnern sich dagegen alle gern: Die dritte EUROPA glänzte trotz ihrer stattlichen Größe und einem Maß von 50.000 Tonnen stets mit einem harmonischen Erscheinungsbild, einem gradlinigen Schiffslayout und zwei niedrigen Schornsteinen. Die Gesellschaftsräume der ersten Klasse und die Staatskabinen boten jeden erdenklichen Luxus der damaligen Zeit. 1928 bei Blohm & Voss für den Norddeutschen Lloyd gebaut, wird die turbinengetriebene Dame mit den neun Passagierdecks, dem Wintergarten und dem Ballsaal im Familienkreis der EUROPAS eher „Drama Queen“ genannt. Der Grund: Kurz vor ihrer Indienststellung brach am 26. März 1929 an Bord ein Großfeuer aus. Die EUROPA musste so viel Löschwasser schlucken, dass sie am Ausrüstungs-Kai der Werft bis auf den Grund sackte.

Die Ursache des Feuers? Wurde nie gefunden. Der Schaden? Immens hoch. Werft und Reederei beschlossen, das Schiff dennoch fertigzustellen. Auf ihrer Jungfernreise 1930 konnte die dritte EUROPA dann ihrem Schwesterschiff, der BREMEN, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,91 Knoten das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung abnehmen und triumphierend in New York einlaufen, von wo sie zum Beispiel Ostern 1936 zu einer Kreuzfahrt nach Bermudas startete. Am 29. Januar 1937 gelang es der Besatzung auf der Rückreise nach Deutschland, drei Schiffbrüchige des deutschen Tankers OLIFER zu retten, der vor Borkum gesunken war. „Drama Queen“? Als Beiname nicht übertrieben.

Es waren unruhige Zeiten, als der Norddeutsche Lloyd 1965 die vierte EUROPA übernahm und anfangs auf der Route von Bremerhaven nach New York einsetzte: Die Linienschifffahrt würde schon bald gegenüber dem Flugverkehr keine Chance mehr haben. Den Passagierflugzeugen gehörte auf der Transatlantikroute die Zukunft. Was dann? Das Schiff – von einer schwedischen Reederei in den Niederlanden in Auftrag gegeben und 1952 als KUNGSHOLMEN zu Wasser gelassen – konnte 845 Passagiere in zwei Klassen aufnehmen und markierte für den Norddeutschen Lloyd den Übergang von der Linienschifffahrt in die neue Kreuzfahrt-Ära.


EUROPA-Köche
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Die erste Reise führte 1966 nach New York, von wo aus die vierte EUROPA sieben West-Indien- und Südamerika-Kreuzfahrten unternahm. Ein einziges Mal – im Juli – stand in jenem Jahr auch Spitzbergen auf dem Programm. In den großen Gesellschaftsräumen vergnügten sich bis zu 785 Passagiere. Kapitän Carl-Otto Efferoth hatte eine 405 Mann starke Crew unter sich.

1970 fusionierten die Hapag und der Norddeutsche Lloyd. Als äußeres Zeichen der neuen Zeit erhielt die vierte EUROPA 1972 einen weißen Rumpf, um den ein blau-gelbes Band gelegt wurde. Diese Hapag-Lloyd-Reedereifarben wiederholten sich auch an den gelben Schornsteinen – nunmehr mit dem neuen Emblem.

Die vierte EUROPA sollte das deutsche Kreuzfahrtschiff werden, hatte alsbald eine märchenhaft hohe Auslastung, unter den Passagieren gab es ungewöhnlich viele Stammgäste. 1978 wurde das Schiff, das ausschließlich Außenkabinen hatte, 25 Jahre alt – für Hapag-Lloyd der Moment, über einen Neubau nachzudenken.

Die fünfte EUROPA, der direkte Vorfahre des gleichnamigen Kreuzfahrtsschiffs von Hapag-Lloyd Cruises, war ein Schiffsneubau für 176 Millionen Mark und noch glanzvoller als ihre Vorgängerin. Der 199 Meter lange Liner wurde von der Bremer Vulkan AG gebaut. Die EUROPA der 80er und 90er Jahre fuhr auf ihrer Jungfernkreuzfahrt ab 8. Januar 1982 von Genua nach Afrika und war im internationalen Vergleich ganz oben anzusiedeln: Obwohl sie um die Hälfte größer war als ihre Vorgängerin, nahm auch sie nur 600 Fahrgäste auf – bei 300 Mann Besatzung. Ein solches Verhältnis von Bruttotonnage/Passagierzahl wies kein anderes Kreuzfahrtschiff auf.

Im Dezember 1989 erhielt die fünfte EUROPA bei Blohm & Voss eine Vergrößerung des Speisesaals, alle 600 Passagiere konnten nun gleichzeitig essen – und das bei bestem Service! Die Beliebtheit des Schiffes übertraf alle Erwartungen. Nur Eingeweihte erinnern sich noch an die einzige negative Schlagzeile aus dieser Zeit, an eine an einem Felsen verbogene Schiffsschraube… Aber da muss man schon sehr genau hinschauen. 1998 wurde das Schiff verkauft, es ist heute als SAGA SAPPHIRE für Saga Cruises im Einsatz (und liegt momentan zur Überholung im Hamburger Hafen).

Die sechste EUROPA, bei der Werft Kvaerner Masa Yards AB in Helsinki gebaut, kreuzt bis heute für Hapag-Lloyd Cruises die Weltmeere. Im Dezember 1999 in Dienst gestellt, gilt der Luxusliner nach wie vor als das „beste Kreuzfahrtschiff der Welt“ und wird vom aktuellen Berlitz Cruise Guide bereits zum 16. Mal in Folge mit der höchsten Bewertung 5-Sterne-plus ausgezeichnet. Im Oktober 2015 zuletzt gründlich modernisiert, überragt die aktuelle EUROPA ihre Vorfahren an Ausstattung und Luxus: Der Star einer Namens-Familie und ihrer Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist.


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Fotos: Archiv, Courtesy Library of Congress (3)


 

Die Geschichte beginnt hier. Die Themen-Seite zum Jubiläum 125 Jahren Kreuzfahrten sammelt Berichte über die Innovationen von Hapag-Lloyd Cruises, zudem werden über einen Zeitraum von mehreren Monaten einige Reisen mit einem Jubiläumsrabatt von 12,5 Prozent angeboten.

Die erste Kreuzfahrt mit der AUGUSTA VICTORIA startete am 21. Januar 1891. Lesen Sie hier den Bericht im PASSAGEN BLOG über die „Lustreise in den Orient“. Diese Reise war nicht nur eine Premiere, sie bildete auch den Auftakt der Kreuzfahrt-Branche – und bei der Ausstattung der Schiffe setzte man fortan nicht mehr nur auf Geschwindigkeit, sondern auch auf Komfort.

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