Abenteuer Semicircumnavigation: Mit der HANSEATIC um die halbe Welt
Die eisige Wunderwelt des sechsten Kontinents: ein extremer Lebensraum mit gewaltigen Gletschern und majestätischen Eisbergen. Die HANSEATIC begibt sich bei ihrer Semicircumnavigation auf die lange Reise entlang der Antarktis – von Südamerika nach Neuseeland. In 33 Tagen um die halbe Welt!
e.
ein mehrteiliger Expeditionsbericht von Kapitän Mark Behrend
.
30. Januar 2014 +++ Adelaide Island, Antarktis
Semircumnavigation Antarktis. Gerade passieren wir die Küste von Adelaide Island. Das ist das Gebiet, auf dessen Ostsseite der Gullet liegt. Das Wetter ist fantastisch – extrem sonnig. Wir haben auch schon einige „Brand“-Opfer, und das ist gar nicht so lustig. Eine Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 30 ist im Moment vermutlich nichts weiter als eine milde Feuchtigkeits-Creme. Just in dem Moment haben wir Fletcher Bluff, die 800 Meter hohe Steilwand quer ab, die nach unserem Expeditionsleiter vor mehr als 30 Jahren benannt wurde… schon was Tolles. Und alle Gäste wurden informiert.
Wir haben gestern einen gigantischen Tag erlebt; ruhiges, wenn auch chilliges Wetter (noch bedeckt / 2°C / Windstille ) in der Paradise-Bay von 6 bis 9.30 Uhr. Aufgrund des Zeitfensters haben wir uns auf das Zodiac-Cruising in die Skontrop Cove beschränkt. Zum Ende kamen die ersten Sonnenstrahlen, die im weiteren Tagesverlauf immer mehr zunahmen. Via Waterboat Point sind wir nach Neko Habour und waren dort bei günstigen Eisbedingunegen pünktlich um 11-00 Uhr. Bei dem tollen Wetter ließ sich die Abfahrtszeit nicht ganz einhalten; dort war dann um 14-30 Uhr Schluss. Um 16-00 Uhr ging es in den Neumeyer und um 18-00 Uhr in den Lemaire-Kanal, den wir bei leichten achterlichen Winden mit 11 kn durchfahren konnten. Um 19-00 Uhr gingen dann alle zum Dinner vor fantastischer Kulisse bei bestem Wetter.
5. Februar 2014 +++ auf See
Laufen mit maximaler Fahrt, dann für vermutlich 30-50 Seemeilen (je nach Eislage ) etwas westlicher, bis wir aus dem Eis raus sind. Danach nach SSW, näher an das Rönne-Schelf Eis, um Winden und See etwas aus dem Wege zu gehen. Auf der NW-Seite des Tiefs sind jetzt im Mittel zehn Meter See vorhergesagt. Müssen unsere Lücke eben hier finden. Wind soll langsam abnehmen, weil sich der Kern des Sturmtiefes immer weiter nähert.
6. Februar 2014 +++ auf See
Sind vermutlich um 01.15 Uhr durch die Eiszunge hindurch ins Ross-Meer durchgestoßen. Vermutlich, weil zur Zeit dicker Nebel. Wir sind genau im Auge des Tiefdruckgebietes durch das Eis gekommen und hatten so vor allem in der zweiten Tageshälfte schwachen Wind. Keine Ahnung, wie wir diese schmale Lücke zwischen den Gebieten mit 8-10/10 Eis gefunden haben. Ohne die täglichen Eiskarten wäre das unmöglich gewesen. Am Abend dann auch noch den Nebel…
Im nördlichen Teil des Rossmeeres entstehen im Moment ca. zehn Meter See. Ich denke, wir werden nicht mehr als drei bis vier Meter (und nur von der Seite) abbekommen. Wettervorhersage für die Tage an der Ross-Insel sehen nach dem Sturm für unsere Zeit hervorragend aus. Hatten heute bestimmt summa-summarum 20 Kaiserpinguine gehabt.
7. Februar 2014 +++ auf See
Unerwarteter Weise sind wir doch noch mal in starkes Eis gekommen. Offensichtlich war das Eis noch einmal um weitere 50 sm nach Westen gewandert. Gegen 9.30 Uhr waren wir dann durch. Am Nachmittag dann auch permanent zunehmender Seegang bis ca. 4 Meter. Dabei bin ich erst einmal nach Süden gefahren, um Abstand zum Tief zu bekommen. Seit 22 Uhr laufen wir dann auf einen Wegpunkt der Schelfeiskante zu.
Da wir jetzt so weit aus dem Osten kommen, beabsichtige ich übermorgen früh an der Schelfeiskante nach Bird-Point zu laufen und dort auch die Anlandung auf den Nachmittag vorzuziehen. Die Wettervorhersagen für unsere Zeit an der Ross-Insel sind recht gut, bei vorhergesagten Temperaturen von ca. -5 Celsius. Die Absprachen mit McMurdo laufen auch; nun sind wir alle gespannt auf die nächsten Tage. Stimmung unter den Gästen dieser Semicircumnavigation ist sehr gut, ihr Verlauf aber ungewiss.
10. Februar 2014 +++ auf See
Unglaublich intensive, anstrengende und am Ende erfolgreiche Tage liegen mit dem Verlassen der Ross–Insel hinter uns. Auch wenn im dritten Versuch heute eine Anlandung bei Cape Royds (Shackleton Hütte) nicht geklappt hat, so haben wir viel mehr erreicht, als wir hätten erwarten können.
Nachdem wir auch gestern im zweiten Versuch am zweiten Tag bei Cape Royds haben nicht landen können, sind wir in Richtung Erebus Eiszunge gefahren. Um es gleich zu sagen: Eigentlich ist eine Anlandung wegen den hohen Eiscliffs auch bei guten Wetterbedingungen kaum möglich. Selbst Franz Gingele hat es jedesmal nur mit Heli geschafft. Die Fahrt entlang der Erebus-Eiszunge war ein erhebendes Gefühl.
Aufgrund der moderaten Eislage dieses Jahr haben wir einmalig in Gebiete vorstoßen können, die bislang nie erreicht wurden. Die Wolken über dem Mount Erebus rissen immer weiter auf und schließlich wagten wir am Grunde der Eiszunge eine Anlandung in 4 Gruppen auf einem limitierten Bereich des Festeises! Und das am Fuße des Mount Erebus. Fast alle nutzten die einmalige Gelegenheit, auch wenn wegen unruhiger See die Landung zweimal fast vor dem Abbruch stand. Am Abend liefen wir dann nach McMurdo, gingen gen 21.30 Uhr vor Anker.
Die Nacht drifteten wir, um 07 Uhr nochmaliges ankern, das noch einmal wegen Eises wiederholt werden musste. Die Stationsbesuche waren in sechs Gruppen perfekt geplant und durchgeführt worden. Man hat sich wirklich viel Mühe mit uns gemacht. Manche der Guides verlassen noch heute McMurdo als Saisonabschluss. Man macht hier alles winterfest. Wir hatten unglaubliches Glück, denn man stand kurz vor der Absage unseres Besuches. Der außergewöhnliche Sturm vor ein paar Tagen hat McMurdo so heftig wie nie zuvor getroffen. Nie dagewesene Wellen zerstörten die für 10 Jahre angelegte Eis-Pier nahezu komplett schon im zweiten Jahr. Das Versorgungsschiff musste notfallmäßig auslaufen und konnte gar nicht alles laden/löschen. Das hat in McMurdo einiges durcheinander gebracht.
Am Nachmittag wollten wir dann eigentlich die Wanderung zum Observation Hill und zur Discovery Hütte anbieten. Die Hütte ist aber wegen Conservation Works ein leerer Cocon. Das Wetter war aber so gut, dass wir für den Nachmittag lieber einen dritten Versuch bei Cape Royds anbieten. Zuvor sind wir aber weiter nach Süden, an der NZ–Polarstation Scott-Base vorbei zum südlichsten Punkt, den man mit einem Schiff dort überhaupt erreichen kann. Um 15.30 Uhr war es dann soweit: vorsichtig schoben wir den Bug gegen das Eis bei Willis Airfield auf der südlichsten Position (neben der Bay of Whales), den man überhaupt auf der Welt erreichen kann.
Nie war das Eis zuvor so weit auf gewesen. Euphorische Stimmung an Bord zwischen Gästen und Crew, das Vorschiff war offen. Wie gesagt, der dritte Versuch hat bei Cape Royds nicht geklappt. Um 06.00 Uhr werden wir die Drygakski Eiszungen passieren und dann Kurs auf die Terra Nova Bucht nehmen, in der auch die italienische Station liegt. Definitiv ist dieser Teil der Antarktis ein völlig anderer, brutal & schön; vor allem nicht mit der Halbinsel zu vergleichen. Wenn hier schlechtes Wetter ist, klappt gar nichts mehr. So hatten wir am Ende recht viel Glück.
11. Februar 2014 +++ auf See
Nach dem Passieren der Drygalski Ice Tongue ( 80 * 25 km ) kämpfen wir uns nun ( Bft 7-8 ) bei strahlendem Sonnenschein zur Terra Nova Base und zur Deutschen Gondwana Station.
17. Februar 2014 +++ auf See
Geplant ist morgen früh nun ein Zodiac-Cruise in der Lusitania-Bay; dann schnell hoch in den Norden, um an der Station die Ranger abzuholen. Um ca. 11.00 Uhr in Sandy-Bay ankern. Auch wenn das Wetter im Laufe des Tages schlechter werden soll, bleiben wir bei dieser Rotation, weil Macquarie-Island eine „falsche Zeitzone“ hat.
Aufgrund der Möglichkeit hier erstmalig anzulanden (Danke allen Beteiligten!), verbietet sich natürlich die für 12.00 Uhr vorgesehene Abfahrt. Ich habe in den letzten Tages alles hin und her gerechnet, Wetter geschaut und mit unserem Observer gesprochen. Danach haben wir uns für Folgendes entschieden: Abfahrt Macquarie ca. 19.00 Uhr/19.02. Seetag/20.02. 07.00 Uhr Ankunft in Enderby auf Auckland Islands. Das liegt ca. 32-35 Seemeilen nördlich von Tagua Bay und hilft uns eine Menge.
Die Stimmung unter den Gästen ist super. Jedem ist der schmale Grad des Glücks, auf dem wir mit großartigem Erfolg bei dieser Semicircumnavigation gewandert sind, durchaus bewusst. Dabei wären wir fast nicht in die Ross-See aufgrund des riesen Sturmes, der die Pier in McMurdo zerstört hat, hereingekommen. Mit Glück und Mühen haben wir die schmale Lücke am südlichen Teil der Eiszunge am östlichen Rande des Ross gefunden. Aber am Ende erreichten wir so sogar die Schelfeiskante des größten Schelfeises der Welt am Abend des 8. Februar, es folgte eine großartige Panoramafahrt entlang der Eiskante. Zum Abend Wind, viel eisiger Wind.
Maximale Windstärke mit Passieren der Nordseite der Rossinsel. Am Fuße des Mount Terrors stirbt der Wind innerhalb von 0.5 Seemeilen von 12 auf 3 Windstärken…ein beeindruckendes Phänomen…Erleichterung! Längst haben wir die Linie „The sun will never sets“ überschritten. Dieses Panorama, Wolken, Eisberge einer anderen Dimension….Schlafengehen wird zur Höchststrafe! Letztlich sind wir zu diesem Zeitpunkt 12 Stunden unserem Fahrplan voraus. Landing bei Bird Point war aufgrund des auflandigen Schwells, der auch nicht über Nacht weniger geworden war, nicht möglich gewesen. Es wurde keine Zeit verloren, um weiter nach Süden zu fahren.
Cape Royds / Shackleton Hut / 1.Versuch nicht machbar aufgrund des permanenten südlichen Windes, der uns ein permanenter Begleiter über alle Tage sein sollte. Sein Ursprung liegt in dem natürlichen Hochdruckgebiet über der Antarktis, dessen kalte Luft dann kräftig, nicht selten stürmisch, über den McMurdo Sound nach Norden abfließt. Da hat sich Scott schon einen bessern Platz ausgesucht, den wir kurz danach erreichten. Ausbooten dort in 4 Gruppen; max 10 Leute gleichzeitig in die Hütte. Auch hier ist es windig, aber machbar. Die Sonne setzt sich immer mehr durch. Schon seit einer Weile ist der Gipfel des Mount Erebus zu sehen. Am Ende sollte er für 3 Tage unser ständiger Begleiter werden. Die Momente in der Scott-Hütte alleine zwischen 2 Gruppen wurden für mich zu den emotionalsten Erfahrungen an einem Ort, die ich je persönlich gemacht habe. Alles lebendig, in keinster Weise Museum. Reagenzgläser, Scheren, Bücher, Skier…genauso wie es historische Aufnahmen zeigen.
In der Nacht, die keine ist, laufen wir wieder nach Norden, um am nächsten Morgen nicht Gelungenes von heute nachzuholen. Wir haben Glück. Zwar gelingt wegen der Brandung bei Point Bird wieder keine Anlandung, aber ein tolles Zodiac-Cruising. Aber zunächst kommt der Fahrplan durcheinander, weil am Ende bis zu 40 Orcas vor dem Bug kreuzen. Die Alttiere zeigen dem Nachwuchs Jagdtechniken, um Pinguine zu erlegen.
Cape Royds / Shackelton Hütte / 2ter Versuch: und wieder macht der Südwind den Besuch dieser historischen Hütte unmöglich.
So fahren wir zur Erebus-Eiszunge am Fuße des Mount Erebus kurz vor McMurdo. Welch beeindruckendes Erlebnis, das nur möglich ist, weil die Bucht so einmalig so eisfrei ist. Knapp 10 km reicht diese Eiszunge wie ein schwimmendes Bügelbrett ins Meer. Am Ende nutzen wir die Gelegenheit, die Gäste in 4 Gruppen an Land bzw. auf das Eis zu bringen. Obwohl für jede Gruppe nur 15 min vorgesehen sind, dauert die Operation am Ende über 2 Stunden; Höchstleistung der Ice-Party und der Zodiac-FahrerInnen.
Ich habe das Intro „Vor Allem“ aus dem Hörbuch von Christoph Ransmeyer „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ abspielen lassen. Vieles wurde eben irgendwann schon einmal wesentlich treffender und wortgewaltiger beschrieben. Ich sage den Gästen, dass sie das, was sie gerade sehen, niemals buchen können. Buchen können sie lediglich eine Reise zu diesen Orten, selbst dessen Erreichen ungewisser als sonst irgendwo ist. Das ist ein riesen Unterschied.
Am gleichen Abend erreichen wir bei tollem Licht McMurdo. Welch sonderbares Gefühl: dieser kleine, hässliche Ort mit diesem großen Namen: McMurdo. Viele, so ich auch, verbinden damit das zentrale Ziel des Ross Meeres. Oh, welch ein Irrtum. In jedem Fall aber ein tolles, lohnendes Ziel: das logistische Gateway in die Antarktis, in die „richtige“, die brutale, die knallharte und lebensfeindliche Antarktis. Und wir kommen bei -2°C an.
Alle Guides der Station werden uns am nächsten Morgen bestätigen, dass wir den schönsten Tag der Saison, in jedem Fall aber den schönsten Tag der letzten Wochen erwischt haben. So fällt uns McMurdo letztlich in den Schoß, auch wenn wir im Laufe unserer Liegezeit 4 mal neu ankern mussten: das Eis richtet sich nicht nach unserem TSC und radiert schließlich über unseren Ankerplatz in Landnähe hinweg. Die Führung ist land-und bordseitig in 6 Gruppen perfekt organisiert. Alle, die uns empfangen sind super freundlich, höflich und sehr interessiert.
Wir haben Einblick bei MacOps, FlightControl, erfahren, dass es alleine an unserm Besuchstag 72 Flugbewegungen gibt. Besuch im Coffeeshop und in der Kirche – tolle Führung und Erklärungen dort – die südlichste Kirche der Welt. Aber im Moment ist ohnehin alles um uns herum superlativ: das beste Wetter, das wenigste Eis, vor Tagen der heftigste Seegang, der jemals auf den kleinen Hafen von McMurdo getroffen ist. Wir sind das südlichste Schiff der Welt. Wenige Stunden später werden wir den südlichsten Punkt der Welt für ein Schiff überhaupt erreichen (mit Ausnahme der Bay of Whales am östlichen Anfang des Ross-Schelf-Eises). Enttäuscht vom Bestand des Shops, geht es nochmal in den forschenden Teil der Station – großartig!
Und noch einmal wird uns unser unglaubliches Glück vor Augen geführt, als wir erfuhren, dass aufgrund der Schäden und dem damit einhergehenden Schaden im Hafen, die Absage unseres Besuches unmittelbar bevor stand. Ich hätte es im Angesicht der zerstörten Pier mehr als verstehen können. Immer mehr muss ich rückblickend an den 06.02. denken, als ich mich innerhalb weniger Stunden entschloss aufgrund einer Eiskarte vor dem Tief nach Süden abzuknicken und unser Glück auf dem Wege durch das Eis zu suchen und am Ende so großartige Erlebnisse, die zutiefst aufwühlen und jeglichen Schlaf rauben.
Aus McMurdo waren wir bereits nachmittags ausgelaufen, da das wetter so gut war! Nein, kein Widerspruch, denn ein drittes Mal wollten wir Cape Royds probieren. Wie gesagt, es klappte nicht. Aber nach Verlassen der Reede – wir haben den Besuch der Discovery Hut und Aufstieg zum Observation Hill gecancelt und haben einen Schlenker, vorbei an der NZ Station, zum südlichsten Punkt der Eiskante gefahren.
Schwertwale begleiteten uns genau zu diesem magischen Punkt der ca. 2 Meter hohen Festeis-Kante. Keine Strömung, leichter Südwind von vorne. Wir haben den Bug mit weniger als 0.3 kn in das Eis der amerikanischen Eis-Airbase „gerammt“. Weiter geht nicht! Von hier aus geht es nur noch über das Eis zum Pol. Die Back war schon längst offen. Und natürlich gibt es Glühwein! Ein bewegender Moment für viele, den jeder emotional anders abspeichert.
Gondwana, die nicht besetzte Deutsche Station, wollten wir am nächsten Tag besuchen. Vorbei an der 80 Kilometer langen Drygalski-Eiszunge in die Terra Nova Bay. Doch nördlich der Eiszunge trafen uns zunehmende westliche Winde, die mit brutaler Gewalt vom antarktischen Festland abflossen; Winde in ihrer festen Form. Mit jedem Einsetzen des Buges und dem eisigen Spitzwasser legte sich eine dicke Eisschicht über das Schiff.
Also weiterlaufen und unter dem dunklem Bluff Schutz suchen. Auch wenn eine Anlandung nicht mehr geplant war, so wollten wir doch 3 Stunden in dem Schutz und in der Sonne verweilen, um uns mit „handfesten“ Methoden des Eises zu entledigen. Doch die Fahrt vor dem stürmischen Wind, vorbei an Cape Washington, der berühmten Kaiserpinguin-Kolonie, die vor wenigen Jahren durch einen gestrandeten Tafeleisberg-Giganten fast völlig ausgelöscht wurde, verlief ruhiger als erwartet. Am Abend hatten wir dann in Ansteuerung von Coulman Island eine traumhafte Passage in einem Abstand von ca. 10 Metern entlang der blumenkohlartigen Eiskante einjährigen Seeeises. Sonnenuntergang 2 Minuten nach Mitternacht. Die Farbe des Eises? Gold!
Am Morgen Cape Hallet, doch wie hinein in das Eis? Lohnt die Mühe, wenn am Ende die Landestelle voll Eis ist? Gute Karten erlauben eine vertretbare Annäherung an Land. Die unmittelbare Nähe der Ankerplatzes zeigt wenig Eis. Die Lücke im gestrandeten Eis für die Landestelle wurde gefunden. Ausbooten in 4 Gruppen. Auf der Brücke wurde unterdessen klar, warum unser Driftplatz nahezu eisfrei war. Es war das Auge eines Wirbels von in die Bucht schiebenden Eises… Alles an Bord! Dann schnell das Schiff freifahren, während die Leute begeistert von ihren Momenten an Land erzählten.
Auch wenn unser Kurs nach Norden zeigte, führte der einzige Weg hieraus nach Süden. Ob unser Surprise-Call am Nachmittag damit hinfällig ist? Egal! Doch nach einer Stunde kommt die Hoffnung zurück. Wir sind aus dem Eis raus und Sylvia Stevens hat die erste Ross-Robbe ihres Lebens gesehen – persönliche Glücksmomente!
Am Nachmittag gelingt uns nach anfänglichen Zweifeln vermutlich die spektakulärste Anlandung der Reise und eine der atemberaubendsten der Antarktis überhaupt: Possesion Island! Eine Anlandung, die ganz alleine auf die Erfahrung von Franz Gingele zurückgeht. Er hat nicht zu viel versprochen. Doch wie an Land kommen? Das Eis! Außenrum! Durch die Strömung ist ohnehin alles in Bewegung. Ein gut vermessener Kanal zwischen der Inselgruppe ermöglicht uns dann diese einmalige und erstmalige Anlandung.
Noch ein paar verbliebene Adeliepinguine. Die riesigen Guano-Flächen lassen nur erahnen, wie groß diese Kolonie zur Brutzeit sein muss. Dann ist auch keine Anlandung möglich. Aber so haben unsere Gäste einen unglaublichen Auslauf, hinauf auf den Berg. Zurückgelassene Pinguin-Junge suchen zweibeinigen Anschluss. Klar, dass der Ankerplatz auch hier wieder nicht zu halten ist. Dabei haben wir in ca. 3 kn Strom angewurzelt, wie an einer Pier gelegen. Nun bringt die Strömung das Eis. Das Schiff geht ankerauf und allen Sorgen treibend aus dem Weg. Welch ausgiebiger Landgang! Der am Ende leider den auch bei Cape Adere ersetzen muss. Seit 20.15 Uhr dann Land in Sicht! Macquarie Island.