Erfinde dich neu! Die Coaching-Kolumne: Nachhaltig lernen
NACHHALTIG LERNEN
Wissen Sie, was Bulimie-Lernen ist?
Nein? Dann gehören Sie wahrscheinlich zu den Glücklichen, die ihr Studium vor der Einführung von Bachelor und Master absolviert haben. Denn der Bologna-Prozess hat sich nicht nur auf die Bezeichnung der Abschlüsse, sondern auch auf die Art des Lernens ausgewirkt – und zwar in fataler Weise. Wo Universitäten früher Freiräume für eigenständiges Forschen boten, werden Studierende heute in ein enges Stundenkorsett gezwängt.
Die Folge: Statt sich tiefgründig mit Zusammenhängen zu beschäftigen, sperren sich die Nachwuchs-Akademiker vier Wochen vor den Klausuren in der Bibliothek ein und versuchen, möglichst viele Details auswendig zu lernen. In der Prüfung spucken sie diese dann auf Kommando wieder aus („Bulimie“) und haben das meiste bereits wenige Tage später vergessen. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun und erst recht nicht mit nachhaltigem Lernen.
Doch existiert so etwas wie nachhaltiges Lernen überhaupt? Und falls ja: Wie würde es aussehen? Wir lernen dann nachhaltig, wenn sich das erworbene Wissen langfristig in unserem Gedächtnis verankert. Dazu können wir stundenlang immer wieder denselben Stoff wiederholen, bis er „sitzt“ – und wir ihn satt haben. Oder wir machen es wie Kinder. Sie verknüpfen neues Wissen unbewusst mit zwei der stärksten Emotionen, die wir kennen: Neugierde und Begeisterung.
Intrinsisch motiviert, wählen Kinder selbst aus, was sie entdecken wollen. Sie erfüllen damit keine aufgezwungene Pflicht, sondern befriedigen ihr eigenes Bedürfnis. Indem sie selbst ihre Fähigkeiten erweitern, wachsen Kinder nicht nur körperlich, sondern auch geistig.
Die gute Nachricht: Mentales Wachstum ist bis ins hohe Alter möglich, unsere Synapsen warten regelrecht auf neuen Input! Wenn wir uns bewusst machen, dass jeder Wissenszuwachs unseren persönlichen Horizont erweitert, werden wir dauerhaft und begeistert lernen. Das in der modernen Berufswelt so oft geforderte lebenslange Lernen wird auf diese Weise zu nachhaltigem Lernen aus eigener Überzeugung. Und jetzt stellen Sie sich vor, was Sie, Ihr Unternehmen oder auch Ihre Mitarbeiter erreichen können, wenn die Freude am Lernen wieder entdeckt ist…
Einmal monatlich erwartet Sie hier – in der Kolumne von Josua Kohberg – ein sehr konkreter Tipp
aus den Bereichen Neurobiologie, Lern- und Mental Training.
Josua Kohberg, Firmengründer, Redner und Lernstratege. Sein Talent als Coach entdeckte er an sich selbst – als er begann, sein krasses Übergewicht zu bekämpfen und es schaffte, innerhalb von zwei Jahren 40 Kilogramm abzuarbeiten. In seinen Vorträgen nutzt er Erkenntnisse der Hirnforschung, indem er den Zuhörern unbewusste Lern- und Entwicklungsprozesse vergegenwärtigt. Hier finden Sie den Link zu seiner Website www.josuakohberg.de