Mythos Transatlantik: mit EUROPA 2 nach New York

Mythos Transatlantik – mit der EUROPA 2 nach New York. Eine ganz besondere Kreuzfahrt, die an all die großen Schiffsreisen erinnert, die einst in die Neue Welt führten. Für den PASSAGEN BLOG berichten wir von Bord

Datum: 23.11.2014
Tags: #europa2

Transatlantik_Titel

Mythos Transatlantik. Mit der EUROPA 2 nach New York City. Es ist eine besondere Kreuzfahrt, die an die großen Schiffsreisen erinnert, die einst in die Neue Welt führten. Für den PASSAGEN BLOG berichten wir von Bord – etwa über die Hatz nach dem Blauen Band und den neuen Komfort auf dampfenden Luxusschiffen

Sagres_Cabo_Sao_Vicente©SBaade-3

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Die Lust, am Ende der Welt zu stehen, trägt auch die Sehnsucht für einen Neuanfang in sich: Zum Sonnenuntergang versammeln sich unzählige Menschen am Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas in Portugal. Hier verkauft ein Imbiss die “letzte Bratwurst vor Amerika”. Auf dem Weg dahin wurden diese Schiffe berühmt – der Dampfer “Britannia” war einer der ersten seiner Art, der 287 Meter lange Dampfer “Vaterland” der Hapag einer der komfortabelsten – und ist bis heute das größte Kreuzfahrtschiff, das unter deutscher Flagge fuhr

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von Dirk Lehmann (Text) und Susanne Baade (Fotos)

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„Da bebt und hebt sich pochend das Schiff wie ein mächtiger Riese, der just den Lebensodem bekommen hat; die zwei großen Räder drehen sich zum erstenmal mit Blitzesschnelle, und die edle »Britannia«, Wind und Flut hinter sich, bricht stolz durch die aufgepeitschten, schäumenden Wogen hindurch.“ So beschreibt Charles Dickens den Beginn seiner Reise mit dem Schaufelraddampfer, der am 3. Januar 1842 aus dem Hafen von Liverpool ausläuft mit Ziel Halifax, Kanada. Es ist eines der ersten Dampfschiffe im Transatlantik-Verkehr. Und Dickens gehört zu den ersten Kreuzfahrern, denn er ist kein Auswanderer, seine Seereise dient keinem anderen Zwecke als der Lust am Reisen.

Es ist in vielerlei Hinsicht der Beginn einer neue Ära. Anfang des 19. Jahrhunderts stechen die ersten Dampfer in See. Mit ihnen wird sich die Reise über den Atlantik nachhaltig verändern. Immer größere Schiffe fahren über den großen Teich, sie bieten immer besseren Komfort bei immer kürzeren Reisezeiten. Und immer mehr Menschen wandern aus in die Neue Welt. Denn das sind diese Seereisen in der Regel – Aufbruch zu neuen Ufern.

Jetzt begibt sich die EUROPA 2 auf diese mythische Reise. Man denkt an Auswanderer und an das Blaue Band. Grund genug für einen Rückblick auf rund 200 Jahre Transatlantik, auf den Anbeginn der Dampfer-Ära, als irische Fischer noch vermuten, auf dem qualmenden Schiff, das da an ihrer Küste vorbei fährt, sei ein Feuer ausgebrochen– und man schickt ein Boot los, die Passagiere zu retten.

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Dampfschiffe stehen für Tempo und Komfort

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Die ersten Dampfer können noch nicht genug Kohle mitführen, um die ganze Strecke unter Dampf zu fahren. So braucht etwa die „Sirius“ 18 Tage und 14 Stunden für die Fahrt von England nach New York, und die Legende besagt, dass kurz vor der Ankunft die Kohlen aufgebraucht waren und man begann, allerlei brennbare Materialen, selbst Teile der Einrichtung, zu verfeuern.

Drei Stunden nach der Ankunft des Schiffes in Amerika, nähert sich ein zweiter, größerer Dampfer – die „Great Western“. Allerdings war das Schiff drei Tage später vom Hafen in Bristol aus gestartet, ist also wesentlich schneller über den Atlantik gefahren. Die Geschwindigkeit trägt fortan enorm zum Erfolg eines Schiffes bei. Die Reederei, die die kürzere Überfahrt bietet, verkauft mehr Kabinen. Es beginnt die Hatz um das Blaue Band.

Die 70 Meter lange „Britannia“, auf der auch Charles Dickens seine Reise antritt, ist nur für kurze Zeit das schnellste Schiff auf dem Atlantik. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von neun Knoten legt sie die Strecke in 13 Tagen zurück. Je mehr Schiffe auf der Strecke eingesetzt werden, desto dynamischer entwickelt sich das Tempo. Schon 1870 brauchen Schraubendampfer wie die „Baltic“ nur noch sieben Tage.

Sagres_Cabo_Sao_Vicente©SBaade-2

Bremerhaven, Schiffe "Europa" und "Bremen"   Schnelldampfer "Europa", Ballsaal

Die Sonne über dem Atlantik. Und der Beginn einer neuen Ära: Die Schnelldampfer “Bremen” und “Europa” in Bremerhaven. Die beiden Schiffe des Norddeutschen Lloyds waren nicht nur die schnellsten ihrer Zeit, sie waren vor allem besonders komfortabel – die Einrichtung stammte von namhaften Architekten

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stellen zwei deutsche Reedereien die schnellsten Schiffe. Erst erobert die „Kaiser Wilhelm der Große“ des Norddeutschen Lloyds die virtuelle Trophäe, 1900 fährt die „Deutschland“ der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft – Hapag – noch schneller. Bis 1907 die britische „Mauretania“ das Blaue Band übernimmt, die 272,7 Meter lange „Imperator“ von Hapag gilt bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs als das größte Schiff der Welt.

Zwischen den Weltkriegen kommt es zu einer letzten Blütezeit der großen Transatlantikliner. „Europa“ und „Bremen“, die 282 Meter langen Schwesterschiffe des Norddeutschen Lloyds, setzen Standards was Einrichtung und Reisegeschwindigkeit betrifft. Die Fahrt von Cherbourg nach New York dauert nur noch vier Tage und 17 Stunden, was einer Geschwindigkeit von 27,9 Knoten (mehr als 51 Km/h) entspricht. Und mit der „Normandie“ geht erstmals ein Passagierschiff auf Reise, das länger ist als 300 Meter. Der Zweite Weltkrieg setzt der Entwicklung ein Ende.

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Die Ära der großen Liner endet, der Mythos bleibt

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In den 1950er und 1960er Jahren kommen zwar noch zwei spektakuläre Schiffe auf die Meere, die elegante „France“ und die schnelle „United States“, die dank amerikanischer Militärtechnik und einer Antriebsleistung von etwa 240.000 PS mit bis zu 38 Knoten (mehr als 70 Km/h) in dreieinhalb Tagen quasi über den Atlantik fliegen konnte. Doch die Reise über den großen Teich verlagert sich mehr und mehr in die Luft, die Ära der Liner ist vorbei. Das letzte reine Transatlantikschiff, das gebaut wird, heißt „Queen Mary 2“.

Geblieben aber ist der Mythos. Der lockt Tausende von Menschen in die großen Häfen, wenn ein Schiff getauft wird. Er macht, dass wir sehnsüchtig winken wenn ein Passagierschiff ausläuft. Dass wir uns vielleicht vorstellen, an Deck zu stehen, während sich vor dem Bug die Skyline Manhattans zeigt, die Freiheitsstatue. Es ist der Mythos vom Aufbruch zu neuen Ufern. Und dieser Mythos ist eng verbunden mit Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.

Missernten, Armut, Hungersnöte, Arbeitslosigkeit führen dazu, dass im 19. Jahrhundert sehr viele Menschen nach Amerika auswandern. Goldrausch, Wilder Westen, boomende Städte, der Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Historiker gehen davon aus, dass zwischen 1821 und 1912 rund 5,4 Millionen Deutsche in die USA gehen. Viele nehmen dafür die Dienste der Auswandereragentur Morris & Co. in Anspruch. Geschäftsführer des in Hamburg ansässigen Unternehmens: Albert Ballin.

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Heute ist die Sehnsucht nach der Ferne leicht zu befriedigen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen die Menschen große Strapazen auf sich, um in die Neue Welt zu reisen – in der Ballinstadt warteten die Auswanderer auf die Abfahrt ihres Dampfers. In den Passagierlisten standen nicht bloß Namen, sondern der Mut, ein neues Leben zu beginnen (linkes Foto mit ©Mbdortmund)

Die Reederei Hapag wird auf den jungen Mann aufmerksam, der als 13. Kind einer jüdisch-dänischen Immigranten-Familie geboren wurde. Und der bald die Seefahrt revolutionieren wird. Bei Hapag macht Ballin eine unglaubliche Karriere. 1891 lässt er – um die Auslastung der Schiffe zu erhöhen – Schiffsfahrten als Urlaubs- und Bildungsreisen anbieten, zuerst ins Mittelmeer, nicht zuletzt deshalb gilt Hapag als Erfinder der Kreuzfahrt. Und Ballin lässt auf der vor Hamburg gelegenen Halbinsel Veddel die „Auswandererhallen“ errichten, eine Siedlung für alle, die auf eine Atlantikpassage warten: Unterkünfte, Speisehallen, Bäder, Musikpavillon, Kirche, Synagoge und ärztliche Betreuung. Eine kleine Stadt, ein letztes Stück Heimat vor der letzten großen Reise. Der Aufenthalt war im Preis des Tickets enthalten.

Es hat sich viel verändert seither. Zwei Weltkriege. Unfassbares Leid. Neuanfang. Wirtschaftlicher Aufschwung. 1970 entsteht in Folge einer Fusion Hapag-Lloyd. Und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten schickt keine großen Schnell-Dampfer in Drei-Klassen-Konfiguration über die Meere, sondern kleine Luxusschiffe mit bestem Service bei einer Reisegeschwindigkeit von rund 16 Knoten.

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Transatlantik heute – mehr als eine Kreuzfahrt 

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Wenn wir heute an Bord eines Schiffes gehen, tun wir das nicht, weil wir die Heimat zurück lassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Wir tun es, weil wir neugierig sind, weil wir unseren Horizont erweitern wollen. Und doch startet eine Transatlantik-Fahrt das ganz große Kopfkino, man denkt an große Schiffe und große Hoffnungen. An das Blaue Band und die Neue Welt. Und man freut sich auf eine besondere Reise. Am 26. November verlässt die EUROPA 2 den Hafen von Funchal mit Ziel New York. Es wird der Erstanlauf des Schiffes. Für den PASSAGEN BLOG werden wir von Bord berichten.

EUROPA2©SBaade-1

 

weitere Infos zum Erstanlauf der EUROPA 2 hier

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