Wie entsteht eigentlich eine Privatjet-Reise? Interview mit Dorothee Timm aus dem ALBERT BALLIN-Team

Außergewöhnliche Momente an den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten der Welt, Stopps in ausgesuchten Natur-Paradiesen und einzigartige Routenkombinationen – das macht eine Reise im Privatjet von Hapag-Lloyd Cruises aus. Ein Interview zu den aufwändigen Vorbereitungen.

Datum: 27.03.2020
Tags: #privatjetalbertballin #island

UNSERE REISE GEHT WEITER. Obwohl die Reisen unserer Flotte derzeit aufgrund des Coronavirus pausieren, möchten wir Sie virtuell weiterhin mit an Bord nehmen. In den nächsten Wochen wollen wir darüber berichten, warum selbst ein leeres Schiff vor allem eins niemals ist – leer. Wir wollen die Menschen an Bord vorstellen. Und wir wollen zeigen, dass uns alle bei Hapag-Lloyd Cruises eine Leidenschaft eint – Sie, unsere Gäste, so bald wie möglich wieder an Bord zu begrüßen!

Denn unsere Reise wird weiter gehen. Bis auf bald – an Bord!

Ein aufziehender Wintersturm hatte ihre Reisepläne durcheinander gewirbelt. Dorothee Timm musste Island einen Tag früher verlassen. Das hat die zur Verfügung stehende Zeit verknappt. Und doch ist die Produktmanagerin im Privatjet-Team zum Zeitpunkt des Interviews noch ganz beseelt von den rau-romantischen Landschaften und den herzlich-höflichen Menschen. Zum Interview treffen wir uns kurz bevor das Coronavirus der Welt den Atem nimmt.

 

Hapag-Lloyd Cruises Blog: Liebe Dorothee Timm, für das Privatjet-Team kommen Sie gerade zurück von einer Scouting-Reise nach Island. Das macht neugierig. Wie entsteht eigentlich eine Privatjet-Reise?

Dorothee Timm: Zwei bis zweieinhalb Jahre vor der Reise beginnen wir mit der Planung. Wir legen das Thema der Reise fest, die Destinationen und blockieren die ersten Termine. Soll heißen, wir prüfen die Daten, die logistischen Voraussetzungen von Flughäfen und fragen die Hotels und alle anderen Programmleistungen an. Dadurch präzisiert sich der Zeitraum. 18 bis 15 Monate bevor die Reise beginnt, steht der Reiseverlauf, die Hotels sind geblockt, die einzelnen Touren, Events und Termine auch. Es wird ein Folder produziert, in dem die Reise präsentiert wird. Und 15 bis 12 Monate bevor die Gäste an Bord kommen, startet das Marketing.

Wozu dient eine Scouting-Reise?

Wenn wir das Reiseziel nicht kennen, dann muss sich jemand aus dem Team mit den Begebenheiten vor Ort vertraut machen. Mit Hilfe der ortsansässigen Partner, die auch für die einzelnen Programmpunkte zuständig sind, besprechen wir vor Ort die Abläufe, sondieren die Locations. Für diese Reise, die in den Norden Islands und nach Grönland führen wird, habe ich mich auf den Weg gemacht.

Haben Sie die gesamte Reise vorab gemacht? 

Nein. Ilulissat, unser Ziel in Grönland, kennen wir gut. Es gab schon Reisen mit unserem ALBERT BALLIN, die dahin geführt haben. Aber der Norden Islands war uns weniger vertraut. 

Stehen Sie bei der Planung im Austausch mit den anderen Teams? 

Die Teams, die zum Beispiel die Reisen mit den Expeditionsschiffen planen, kennen die Küstenlinien dieser Welt aus dem Eff-Eff. Da gibt es viel Know-how, auf das wir zurück greifen können. Doch wir wollen ja auch ins Landesinnere. Und so geht es etwa um Fragen wie: Wo können wir mit unserem Jet landen? Welche Hotels passen? Wie bewegen wir uns von Ort zu Ort? Und gibt es besondere Locations, an denen wir ausgefallene Events exklusiv für unsere Gäste organisieren können?

Was sind die Ziele dieser Reise?

Den Golden Circle kennen viele unserer Gäste. Wir wollten deshalb in unsere Nordislandreise den Diamond Circle integrieren – eine 260 Kilometer Rundtour vom Fischerstädtchen Akureyri zur glitzernden Seenlandschaft Myvatn, zu surrealen Geothermalgebieten, zum Dettifoss, einem der größten Wasserfälle Europas, und zur Whalewatching-Stadt Husavik. Unsere Partner in Island haben viele Vorschläge gemacht. Am Ende war es aber gut, dass ich vor Ort war. Weil es zum Teil auch über Schotterstrecken geht, ist die gesamte Rundtour für einen Tag viel zu lang. Jetzt planen wir einen spannenden Mix – legen einzelne Strecken auch in den typischen Superjeeps zurück, einen Abschnitt mit Kleinflugzeugen. Das passt zum Routing dieser Kurzreise, bei der wir Stopps in Island und Grönland verbinden, die man mit Linienflugzeugen nicht so komfortabel und in so kurzer Zeit verknüpfen könnte.

 

Die Reisen im Privatjet ALBERT BALLIN führen immer auch zu besonderen Resorts. Viele Hotels in dieser Region wenden sich aber eher an Wanderer, Motorrad-, Jeep- und Mountainbike-Urlauber…

Natürlich gibt es in diesen dünn besiedelten und abgelegenen Regionen keine Luxus-Hotels. Darauf bereiten wir unsere Gäste bereits vor der Buchung vor. Für die erste Übernachtung am Myvatn See haben wir uns für ein relativ neues 3-Sterne-Hotel entschieden. Es ist das Beste in der Region, verfügt über eine tolle, der landschaftlichen Umgebung angepasste Architektur und bietet einen wunderbaren Ausblick auf den See. Für die zweite Übernachtung haben wir mit dem Siglo Hotel ein sehr überraschendes Boutique-Hotel gefunden in Siglufjördur, einem – ja, man kann es nicht anders sagen – Start-Up-Dorf: mit eigener Microbrauerei und einem charmanten Herings-Museum. Der Ort hatte einst rund 18.000 Einwohner, jetzt sind es noch 600. Aber das Dorf will neu durchstarten. Und es passt sehr gut zu unserer Reise. Generell wohnen wir in kleineren, individuellen Häusern, in Grönland etwa im nördlichsten 4-Sterne-Hotel der Welt. Zudem haben wir uns noch einiges einfallen lassen, worauf sich unsere ALBERT BALLIN-Gäste freuen dürfen.

Viele Privatjet-Reisen führen nicht nur an besondere Orte, sie haben auch ein Thema. Welches ist es bei dieser Island-Reise?

Einerseits die atemberaubenden, kontrastreichen Naturwunder rund um den Polarkreis – von den faszinierenden Vulkanlandschaften Nordislands bis hin zur leuchtenden Welt des UNESCO-Welterbes rund um den Ilulissat Eisfjord in Grönland. Dazu wird es auch Vorträge und Informationen geben. Das andere Thema ist die Mitternachtssonne. Wir reisen genau in der Zeit, in der es nicht dunkel wird.

Die Reise bietet viel Stoff – eine herausragende Natur, eine charakteristische Kultur, eine sehr spezielle spirituelle Welt. Welche Experten begleiten die Gäste?

Unsere Stamm-Lektoren sind auf jeden Fall dabei: Kai Schepp und Wolfgang Peters.

Bereits seit vielen Jahren gehören Sie zum Privatjet-Team. Sind Sie eigentlich ständig unterwegs? 

Je nach Routenplanung stehen jährlich mehrere solcher Scouting-Reisen an. Diese werden jedoch nicht nur von meinen Teamkolleginnen und mir, sondern auch von erfahrenen Reiseleitern und Experten übernommen. In regelmäßigen Abständen nehme ich für ein paar Tage immer auch an einer Privatjet-Reise teil. Es ist wichtig, mit unseren Gästen im Gespräch zu bleiben. Es verbindet uns eine besondere, sehr enge Kundenbeziehung. 

Was sind – nach all den Jahren, auf all den Reisen – Ihre persönlichen Highlights?

Ach, da gibt es einige: die Fahrt im Heißluftballon über die Tempel von Bagan, der Landeanflug auf Paro in Bhutan, bei dem die Tragflächen die Berge zu streifen scheinen, die Aufführung von La Bohème in der Oper von Sydney oder der Privatbesuch in der Sixtinischen Kapelle, die wir nach Ende der Öffnungszeiten besucht haben – und in der wir ganz allein waren. Wir haben ein paar Minuten geschwiegen und diese unfassbare Stille genossen. Neben den außergewöhnlichen Routen sind solche besonderen Momente der wahre Luxus einer Privatjet-Reise.

Das Scouting erfolgte in Vorbereitung zur Reise Polargold – Island und Grönland im Privatjet ALBERT BALLIN, vom 18. bis zum 23. Juni 2021. Die Reise mit der Nummer HKF2102 ist buchbar ab dem 7. April diesen Jahres über unsere Website. Bereits heute kann mich sich vormerken lassen.

Fotos: Archiv, Text: Dirk Lehmann


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