Facelift für die BREMEN, Teil 1: Kapitän Obrist vor der Werftzeit

Regelmäßig lässt Hapag-Lloyd Kreuzfahrten seine Schiffe warten – die Einrichtung wird renoviert, die Technik überholt, neue Anlagen werden installiert. Beim diesjährigen Werftaufenthalt im Dock von Blohm + Voss in Hamburg erhält die BREMEN einen neuen Bugstrahler und neue Waschmaschinen, eine neue Antennenanlage und einen neuen Frischwassererzeuger. Kapitän Roman Obrist berichtet von den Werftarbeiten.

Datum: 03.07.2014
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Aufgebockt und aufgemacht: Im Trockendock ruht die BREMEN auf Klötzen, den so genannten Pallen. Anker und Kette werden gewartet. Um größere Gegenstände an Bord bringen zu können, schweißen die Werftarbeiter kurzerhand zwei Löcher in den Rumpf – die nach den Wartungsarbeiten wieder verschlossen werden. Ein Vakuum-Test garantiert, dass das Schiff dicht ist

Ein Bericht von Kapitän Roman Obrist

Am Mittag des 3. Juni hat die BREMEN vom Grasbrook-Terminal zu Blohm + Voss Repair in Hamburg verholt, um da für 13 Tage planmäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten ausführen zu lassen. Alle zwei Jahre findet eine solche Dockung statt. Anders als bei einem Auto, das in die Garage gebracht und einige Tage später fix und fertig repariert abgeholt werden kann, bleiben während des Werftaufenthalts eines Schiffs die meisten Besatzungsmitglieder an Bord, um überall dort Hand anzulegen, wo während der Fahrt nichts gemacht werden kann. Dutzende von Fremdfirmen unterstützen sie dabei, und zusammen mit den WerftarbeiterInnen wird die Mammutaufgabe angegangen. Diesmal stehen technische Arbeiten im Vordergrund; die Auswirkungen werden die Gäste meist nur indirekt merken:

• ein neuer Bugstrahler wird eingebaut

• ein Frischwassererzeuger wird getauscht und hilft während der kommenden Amazonasreisen bei der Wasserproduktion

• die Wäscherei bekommt neue Waschmaschinen

• die Kommunikationsantenne wird erneuert, wir versprechen uns davon eine bessere und schnellere Internetverbindung

• Teilerneuerung der Klimaanlagen und -Kanäle

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Große To-Do-Liste: Überholung der Rettungsboote, Einbau eines neuen Bugstrahlwerks, Erneuerung des Anstrichs

Andere Veränderungen werden aber sichtbar sein: An erster Stelle steht hier die neue Bar in der Panoramalounge. Im Bereich der Rezeption wird sich das Design an der Wand ändern, und das Restaurant bekommt neue Stühle und Teppiche. Auch in einigen Gängen werden Teppiche getauscht, während die Balkone neue Beläge bekommen. Zudem gibt es in den Kabinen neue Tagesdecken, und die Bilder an den Wänden werden komplett erneuert.

Um all dies auszuführen muss das Schiff zuerst „trockengelegt“ werden. Rückwärts haben wir die BREMEN vorsichtig Meter für Meter in das riesige Dock 10 gefahren und sie sanft auf die Pallen abgesetzt. Die Pallen sind etwas über ein Meter hohe Böcke, auf denen das Schiff steht. Dadurch kann im Bereich des Unterwasserschiffes gearbeitet werden. Die Hauptaufgabe hier ist die Reinigung des Rumpfes und das Auftragen von neuem Antifouling: Fahrten im Eis hinterlassen ihre Spuren, und da muss nachgemalt werden. Während einige Maler mit Spritzlanzen am Unterwasserschiff zugange sind, wird oben der weiße Anstrich von Hand mit dem Roller aufgetragen.

Fertig werden die Maler erst kurz vor dem Ausdocken sein, denn bald klaffen zwei große Löcher in der Außenhaut, eines für den Verdampfer im Maschinenraum, ein zweites in der Wäscherei um die Maschinen zu tauschen. Letztere sind sehr groß, eine Demontage lohnt sich nicht, sie werden komplett geliefert. Und um sie ins Schiff zu kriegen, schneiden die Werftarbeiter kurzerhand ein Loch. Vielen Crewmitgliedern wird´s beim Anblick dieser klaffenden Wunden etwas mulmig…, ob das so alles seine Richtigkeit hat, was da mit unserem Zuhause gemacht wird?

In kürzester Zeit sind Deckenpaneele entfernt, Böden aufgerissen und das ganze Schiff mit hunderten von Kabeln und Leitungen durchzogen. An allen Ecken und Enden wird gebohrt, geschliffen und geschweißt. An Deck rattern die Nadelhämmer unablässig, um die rostigen Stellen zu entfernen, damit das Schiff am 16. Juni wieder in strahlendem Weiß in See stechen kann.

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Keine Handbreit Wasser unter dem Kiel: Die Pallen ermöglichen, am Unterschiff zu arbeiten. Der Reise-Alltag in der Antarktis hinterlässt seine Spuren, der Rost wurde entfernt, als nächstes wird ein neuer Antifouling-Anstrich aufgetragen

Kapitän Roman Obrist fährt seit mehr als 25 Jahren zur See, das Kommando über die BREMEN hat der ausgebildete Berufstaucher seit 2008. Der gebürtige Schweizer lebt in Barcelona. Mehr zu den Autoren und Fotografen dieses Blogs: hier

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