MS HANSEATIC: Expedition Nordostpassage – 4.000 Seemeilen und 80 Eisbären

MS HANSEATIC: Expedition Nordostpassage. Nach der aufsehenerregenden Premiere im Jahr 2014 – die HANSEATIC war das erste nicht-russische Passagier-Schiff, dem die Durchfahrung der so genannten NOP gelungen ist – ist nun die zweite Reise beendet. Im Interview mit dem PASSAGEN BLOG hat uns kurz zuvor Kapitän Thilo Natke seine ganz persönlichen Highlights einer besonders erfolgreichen Expedition genannt.

Datum: 06.09.2016
Tags: #mshanseatic #expeditionen
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MS HANSEATIC: Expedition Nordostpassage – Interview mit Kapitän Thilo Natke. 2014 gelang der HANSEATIC – als erstem nichtrussischen Passagierschiff – die Durchfahrung der Nordostpassage. Nun steht das Ende der zweiten Reise durch die so genannte NOP kurz bevor. Die HANSEATIC hat die Wrangel Insel hinter sich gelassen und nimmt nun wieder Kurs auf die Zivilisation. Es stehen noch die Besuche einiger Orte an der sibirischen Küste und in der Bering See an, unter anderen wird Kap Deschnew angelaufen, der östlichste Punkt des asiatischen Kontinents.

Momentan läuft das Schiff mit südlichem Kurs und leichtem, achterlichem Wind durch die Tschuktschensee, Luft- und Wassertemperatur 6 Grad, bedeckter Himmel, mäßig bewegte See. Die Passagiere genießen einen „freien“ Vormittag und lassen die Erlebnisse der vergangenen Wochen Revue passieren, bevor die Zodiacs am Nachmittag nach Kolyuchin Island ausschwärmen, wo es eine Walross-Kolonie geben soll. Der PASSAGEN BLOG nutzt diesen Moment der Ruhe für ein Interview mit Kapitän Thilo Natke.


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PASSAGEN BLOG: Karasee, Leptevsee – nur wenige Menschen kennen die Meere, die auf dem Kurs der HANSEATIC liegen. Was fasziniert Sie an diesen Welten?

Kapitän Thilo Natke: Ja, Karasee, Laptevsee, Ostsibrische See und Tschuktschen See – das sind Randmeere des Arktischen Ozeans, die sich wie die Perlen einer Kette aneinander reihen. Jedes dieser Meere hat seine eigenen Schlüsselstellen, die man auf einer Reise durch die russische Arktis passieren muss. Und jedes Mal, wenn man eines dieser Seegebiete erfolgreich hinter sich gebracht hat, ist man dem Ziel der Reise ein wenig näher gekommen. Die Faszination dieser Welten liegt für mich unter anderem darin, dass sich diese Gegend seit hunderten von Jahren kaum verändert hat und sich uns heute so ursprünglich zeigt, wie den frühen Entdeckern der Arktis.

Die stark vergletscherten Inseln Sewernaja Semlja gelten als Heimat vieler Eisbären, Schneehasen, Walrosse und Robben. Welche Tierbegegnungen haben die Gäste besonders begeistert?

Neben den Beobachtungen von Walrossen, Robben und vielen Seevögeln, zieht natürlich ein Tier immer die größte Aufmerksamkeit auf sich: Der König der Arktis! Inzwischen stehen mehr als 80 Eisbären auf der Strichliste der Kommandobrücke, in der die Sichtungen verzeichnet werden. Auf einer Insel haben wir auf einen Blick nicht weniger als 16 Eisbären gezählt, teilweise Mütter mit Ihren Jungtieren. Es war faszinierend.

Dann ist eine Landung natürlich nicht möglich. Wenn wir an Land gehen können, haben wir immer bewaffnete Bärenwächter zum Schutz der Passagiere postiert. Zweimal mussten wir sogar eine Landung vorzeitig abbrechen, weil sich neugierige Bären etwas zu weit an unsere Landestelle herangewagt hatten. Ich habe bisher auf keiner Arktisreise zuvor so viele Eisbären gesehen! Wer auf dieser Reise keine guten Eisbärenfotos machen konnte, dem ist nicht zu helfen…


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Kap Tscheljuskin, zwischen Bolschewik-Insel und Festland, ist bekannt dafür, oft vom Eis blockiert zu sein. Wagnis Nadelöhr: Was war bisher die größte Herausforderung für den Kapitän und seine Offiziere?

Die Eislage ist zu dieser Jahresezeit sehr dynamisch und auch von Jahr zu Jahr sehr verschieden. Wo wir vor zwei Jahren in der Vilkitzki Strasse vor dem Packeis kapitulieren und den Umweg nördlich um die Severnaya Zemlya Inseln auf dem Weg nach Westen nehmen mussten, ist in dieser Saison die Situation genau umgekehrt. Packeis größerer Ausdehnung haben wir dann in der Laptev See angetroffen, einen ganzen Tag haben wir uns mit 3-5 Knoten bei glücklicherweise guter Sicht durch verschieden große Eisfelder kämpfen müssen. Für die Passagiere ein Erlebnis, das sie sich gerne vom Vorschiff aus ansehen. Auch bei der Wrangel-Insel gab es noch einen Eisgürtel im Osten. Wir hatten dort sehr schöne Eisbärenbeobachtungen.


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Die BREMEN ist momentan in der Nordwestpassage unterwegs, die Eislage scheint recht entspannt zu sein. Wie stellt sich die Situation in der Nordostpassage dar?

Das polare Packeis zieht sich im arktischen Sommer soweit zurück, dass die Nordwest- und Nordostpassage für eisverstärkte Schiffe meist gut passierbar sind. So auch in diesem Sommer. Allerdings muss man immer damit rechnen, dass sich verbliebenes Eis an den Flaschenhälsen der Passage staut und die Durchfahrt zu einem nautischen Leckerbissen macht. Trotz des allgemeinen Rückgangs des Eises in der Arktis sind Nordwest- und Nordostpassage immer noch sehr anspruchsvolle Fahrtgebiete.

Die zweite große Durchfahrung der Nordostpassage endet bald, an welche Momente werden Sie sich noch lange erinnern?

Die Nordostpassage ist eine spektakuläre Reise – und wird es immer bleiben. Sie ist nicht mit einer normalen Kreuzfahrt vergleichbar. Die Natur bietet immer wieder spannende Eindrücke, die sich so nicht wiederholen. Auf dieser Reise waren es die große Zahl an Eisbären, die wir beobachten konnten, fantastische Nordlichter in sternenklaren Nächten und drei sonnige Tage bei blauem Himmel auf der Wrangel Insel. Und immer wieder beeindruckend ist die tolle Zusammenarbeit in einem Team von 120 Crew-Mitgliedern, von denen jeder genau weiß, was er zu tun hat. Nur so kann eine potentiell schwierige Reise zu einem Erfolg werden.


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Fotos: Page Chichester. Interview: Dirk Lehmann


Hier finden Sie die Übersichtsseite zu den Expeditionsreisen in die Arktis mit MS BREMEN und MS HANSEATIC. Und dieser Link führt zum Beitrag über die Premierenreise der HANSEATIC durch die Nordostpassage im Jahr 2014, Kapitän und diverse Lektoren berichten.

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